Er forderte den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Richard Lutz, brieflich auf, Passagiere über die Geschichte des Rechtsvorgängers der Deutschen Bahn zu informieren, wie der Weltkongress am Montag in New York mitteilte. Die Reichsbahn hatte zur Nazi-Zeit Millionen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.
Die Deutsche Bahn könne beispielsweise auf im ICE ausliegenden Fahrplänen und Broschüren über das Schicksal der Anne Frank informieren, um einen "Kontext" für die Benennung herzustellen, schrieb Lauder an Lutz. Das sei wichtig, denn Anne Frank könne nicht nur einfach als eine "große Deutsche" geehrt werden. Ihr Name repräsentiere "die sechs Millionen Juden, die in der Nazi-Ära von Deutschen ermordet worden sind".
Die geplante Namensgebung und die vermeintliche "Kommerzialisierung" der Erinnerungskultur ist in Deutschland auch auf Kritik gestoßen. Die Deutsche Bahn wies diese zurück mit der Erklärung, sie habe sich "im Bewusstsein um ihre historische Verantwortung entschieden", die Erinnerung an Anne Frank wach zu halten. Das 1929 in Frankfurt geborene Mädchen wurde 1944 von Amsterdam in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Dort verstarb Anne an Typhus, heißt es in ihrer Biografie im US-amerikanischen Holocaust-Museum. Ihre Tagebücher werden heute weltweit gelesen.
Der Unternehmer, Kunstsammler und frühere US-Botschafter Lauder hält die Präsidentschaft des Jüdischen Weltkongresses seit 2007 inne. Seine Ronald S. Lauder Stiftung unterstützt in Europa jüdische Schulen sowie Bildungs- und Gemeindeeinrichtungen. Der "World Jewish Congress" ist eine Vereinigung jüdischer Gemeinschaften und Organisationen aus rund 100 Ländern.