Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bedauert die Nennung hoher Besucherprognosen vor Großveranstaltungen des Reformationsjubiläums. "Die frühe Bekanntgabe erwarteter hoher Teilnehmerzahlen für einige der Großveranstaltungen war im Rückblick ein Fehler", sagte Bedford-Strohm der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstag): "Es war einfach der Versuch, viele Menschen einzuladen. Man müsste beim nächsten Mal sicherlich vorsichtiger mit der Nennung von Zahlen sein."
Die hohen Prognosen hätten dazu geführt, dass schon eine Zahl von 100.000 Besuchern als Defizitzahl wahrgenommen worden sei. Insgesamt zog Bedford-Strohm aber eine positive Bilanz. Auch jenseits der Debatte um Zahlen sei der Reformationssommer in Wittenberg "in jedem Fall ein Erfolg" gewesen: "Die Begeisterung der vielen Tausend Jugendlichen ist nur einer von vielen Gründen dafür."
Die Besucherzahlen hatten bei einigen Großveranstaltungen des Reformationsjubiläums nicht die Erwartungen erfüllt, so etwa bei den sechs mitteldeutschen "Kirchentagen auf dem Weg", die parallel zum zentralen Christentreffen in Berlin und Wittenberg stattfanden. Beim Abschlussgottesdienst der Kirchentage auf den Elbwiesen bei Wittenberg wurden statt der ursprünglich erwarteten 200.000 rund 120.000 Gottesdienstbesucher gezählt. Auch die 16 Wochen dauernde Weltausstellung Reformation in Wittenberg war mit 294.000 Eintritten hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Die Synode der EKD wird von Sonntag an auf ihrer Jahrestagung in Bonn eine Bilanz der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum ziehen. Die evangelische Kirche hatte 500 Jahre Reformation mit einem Festjahr begangen, das Ende Oktober zu Ende ging.
1517 hatte Martin Luther (1483-1546) 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.