Der Chef-Rabbi von Brüssel, Albert Guigui, sagte nach dem Gespräch, in Europa dürfe nicht wie im 19. Jahrhundert die Assimilation von Menschen verschiedener Weltanschauung das Ziel sein, vielmehr müsse es um Integration gehen. Während man sich bei der Assimilation um den Preis der eigenen Identität anpasse, bedeute Integration die Beibehaltung der Identität und zugleich die Achtung der für alle geltenden Gesetze, erläuterte der Vertreter des Judentums.
Der Imam Tareq Oubrou urteilte, Europa stehe für Universalität: Die weltanschauliche Vielfalt werde von einem gemeinsamen säkularen Gesetz geregelt. Der Islam sei an dieses Konzept noch nicht gewöhnt, "aber ich glaube, die Zeit wird ihr Werk tun", sagte der Franzose.
Der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich lehnte ein Zurück zu einem "romantischen Bild des Christentums" ab. Er wolle im heutigen, durch Freiheit und Rechtsstaatlichkeit charakterisierten Europa leben. Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, forderte, die Kirchen sollten auch untereinander über ihre Haltung zu Europa diskutieren und "Gräben und Spannungen, die derzeit etwa in der Flüchtlingsfrage durch die EU gehen" und auch in den Kirchen zu spüren seien, ansprechen.