Der katholische Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki, der kürzlich mit seiner Haltung zur Ökumene für Enttäuschung bei Protestanten gesorgt hat, besucht am Sonntag die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Bonn. Neben dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) wird Kardinal Woelki dort ein Grußwort halten. "Ich nehme es auf jeden Fall als Zeichen dafür, dass er auch an einem Gespräch mit den Protestanten interessiert ist", sagte die Präses des Kirchenparlaments, Irmgard Schwaetzer, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Synode tagt vom 12. bis 15. November in Bonn.
Schwaetzer sagte, sie sei gespannt, wie Woelki sich äußere. In einem viel beachteten Aufsatz hatte der Kardinal unmittelbar vor einer Tagung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz deutlich gemacht, dass er große Unterschiede im Kirchen- und Sakramentsverständnis zwischen evangelischer und katholischer Kirche sehe. Möglichkeiten zu einer wechselseitigen Teilnahme an der Eucharistie sehe er darum derzeit nicht, schrieb er. Im Jahr des 500. Reformationsjubiläums hatte es auf evangelischer Seite Hoffnungen auf Schritte zu einem gemeinsamen Abendmahl zumindest für konfessionsverschiedene Ehepaare gegeben.
Eine Aussprache nach den Grußworten ist Schwaetzer zufolge auf der Synode nicht vorgesehen. Danach werde es direkt den traditionellen Bericht des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm geben. "Wenn es etwas zu kommentieren gibt, wird das sicher geschehen", sagte Schwaetzer.
Generell werde die Synode das Thema Ökumene beschäftigen. "Das gibt uns auch Gelegenheit, noch einmal genau darauf zu schauen, was die Katholiken eigentlich an uns stört", sagte die frühere FDP-Politikerin. Die Ordinationspraxis, wie sie in manchen Landeskirchen herrsche, oder der Umgang mit den Elementen des Abendmahls - Brot und Wein - werde auch bei ökumenisch sehr wohl gesonnenen Katholiken mit Erstaunen gesehen. "Da können wir uns schon fragen, was wir auf evangelischer Seite ändern sollten", sagte sie.
Hauptthema des Kirchenparlaments ist die Zukunft der evangelischen Kirche. Die Synode hatte zum Reformationsjubiläum Scouts damit beauftragt, Veranstaltungen zu beobachten. "Es kamen erstaunlich einhellige Rückmeldungen dazu, wie Kirche in der säkularen Gesellschaft in der Zukunft sich verändern muss", sagte Schwaetzer und ergänzte: "Kurz gefasst ist es auf diese Formel zu bringen: neue Formate, neue Orte, Kooperationen, aus den mentalen und gebauten Kirchenmauern hinausgehen zu den Menschen und einen Dialog führen." Die Synode will nach ihren Worten dazu einen Diskussionsprozess anstoßen.