Einer der schlimmsten Angriffe auf Kirchgänger in den USA hat am Montag weltweit Entsetzen ausgelöst. Bei dem Massaker in der "First Baptist"-Kirche in Sutherland Springs (Texas) waren am Sonntag mindestens 26 Menschen getötet und weitere 30 verletzt worden. US-Präsident Donald Trump sagte, der Schmerz sei nicht in Worte zu fassen. Die US-Amerikaner stünden in diesen dunklen Stunden zusammen. Mehr als 100 trauernde Menschen versammelten sich am Abend mit Kerzen am Tatort, um zu beten.
Trump sah das Massaker offenbar nicht im Zusammenhang mit dem amerikanischen Waffenrecht. Es sei die Tat eines "sehr geistesgestörten Individuums" gewesen, betonte der US-Präsident, der sich zu Beginn einer Asienreise in Japan aufhielt.
Trauer und Entsetzen zeigten auch deutsche Politiker. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einer "furchtbaren Gewalttat". Den Angehörigen der Opfer sprach er sein tiefes Mitgefühl aus. "Wir sind in Gedanken bei unseren amerikanischen Freunden", erklärte Steinmeier in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) drückte ebenfalls ihre Anteilnahme aus. Dies sei eine Gewalttat, "die uns alle fassungslos macht", sagte die Kanzlerin.
"Fundamentales Problem" der US-Gesellschaft
Das FBI und die Polizei in Texas suchten unterdessen nach den Hintergründen der Tat. Medienberichten zufolge wurde der schwarz gekleidete mutmaßliche Täter etwa 15 Kilometer von der Kirche entfernt tot mit einer Schusswunde in seinem Auto aufgefunden worden. Der Todesschütze sei ein 26-jähriger weißer Mann namens Devin Kelley, berichtete der Fernsehsender KSAT (San Antonio) unter Berufung auf Sicherheitskräfte.
Der regionale Direktor des texanischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit, Freeman Martin, erklärte, ein Nachbar der Kirche habe während der Attacke den Angreifer gestellt. Dieser habe daraufhin sein Gewehr fallen lassen und sei geflohen. Über die Ursachen der tödlichen Schusswunde des Täters machte die Polizei keine Angaben.
Von kirchlicher Seite gab es neben Trauerbekundungen auch die Forderung nach restriktiveren Gesetzen für Waffenbesitz in den USA. Der Vorsitzende der römisch-katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo, sprach von einem "fundamentalen Problem" der US-Gesellschaft. Eine "Kultur des Lebens" müsse "sinnlose Schusswaffengewalt in allen Formen verhindern". Trumps Vorgänger Barack Obama hatte zuvor erklärt, Gott möge helfen, "Gewalt und die Waffen in unserer Mitte zu reduzieren".
Trauer und Bestürzung äußerte auch die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber. "In unseren Gebeten und Gedanken sind wir in dieser schweren Stunde bei unseren Glaubensgeschwistern, den Opfern und Hinterbliebenen dieser durch nichts zu rechtfertigenden Gräueltat", erklärte sie in Hannover. Es mache "fassungslos, dass der einfache Zugang zu Waffen in den USA ein weiteres Mal Tod und Leid über so viele Menschen gebracht hat."
Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Olav Fykse Tveit, erklärte in Genf, dass immer öfter extremistische Rhetorik in extremistische Aktionen umschlage. Zudem seien Waffen in den USA leicht erhältlich, kritisierte der Theologe.
Der Justizminister von Texas, Ken Paxton, teilte am Montag mit, er wolle "keine Hindernisse für gesetzestreue Bürger errichten, die Schusswaffen besitzen wollen". Das US-Heimatschutzministerium kündigte in Washington an, sich verstärkt für den Schutz religiöser Einrichtungen einsetzen zu wollen.
In der jüngsten Vergangenheit gab es eine Reihe von Attentaten mit Schusswaffen in den USA: Anfang Oktober hatte ein Angreifer in Las Vegas auf Besucher eines Musikfestivals geschossen. 59 Menschen wurden getötet. Im Juni 2016 riss ein Attentäter 49 Menschen in einem Tanzclub in Orlando in Florida in den Tod. In Charleston in South Carolina erschoss ein junger Weißer im Juni 2015 neun afro-amerikanische Kirchenmitglieder. In einer Kirche unweit von Nashville schoss ein vermummter Täter im September 2017 auf Besucher der "Burnette Chapel Church of Christ". Eine Kirchgängerin kam ums Leben, sieben Personen erlitten Schusswunden.