Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, fordert von Kirche und Gesellschaft mehr Einsatz für die Vergessenen und Nicht-Beachteten. Es gebe Situationen, da brauche es eine Änderung der Verhältnisse, sagte er am Montag im zentralen Festgottesdienst zum Reformationsjubiläum im Saarland in Saarbrücken. "Wenn ich heute mit offenen Augen durch die Welt gehe und einen Blick für die Verlierer habe und ein Ohr für die Stimmen der Abgehängten, dann spüre ich: Jetzt ist es Zeit. Jetzt ist Umkehr nötig."
"Buße tun, umkehren - das ist keine einmalige Aufgabe, sondern eine lebenslange Aufgabe für alle Christenmenschen", betonte der rheinische Präses laut Redetext. Als Christen und als Kirche müsse man sich jederzeit fragen, ob der Kurs noch der richtige sei. "Kehrt um von falschen Wegen, kehrt euch ab von Gedanken und Prämissen, die nicht dem Frieden dienen und der Gerechtigkeit verpflichtet sind, die unseren Planeten ausbeuten und die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen", forderte der Theologe.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) würdigte die Reformation als bedeutendes historisches Ereignis. "Zum wichtigen Erbe der Reformatoren gehört für mich die Übersetzung der Bibel ins Deutsche und die Einführung der deutschen Sprache in die Liturgie", erklärte der Katholik Laschet in Düsseldorf. Die deutsche Bibelübersetzung und Liturgiesprache hätten dazu beigetragen, allen Menschen unabhängig von ihrer Bildung einen unmittelbaren Zugang zum Glauben zu ermöglichen.
Er begrüße es sehr, dass die Evangelische Kirche in Deutschland das 500. Reformationsjubiläum als Christusfest begehe und ein gemeinsames Erinnern mit der katholischen Kirche zu ermögliche, erklärte Laschet. Die evangelische Kirche habe im Rahmen der Jubiläumsfeiern auch die Schattenseiten der Reformation nicht ausgespart und sich dabei noch einmal deutlich von problematischen Haltungen der Reformatoren gegenüber dem Judentum distanziert.