Käßmann kritisierte ein AfD-Wahlplakat, auf dem eine weiße Schwangere zu sehen ist und darunter der Spruch "Neue Deutsche? Machen wir selber." Sie verstehe das so, dass "da Volk über die Blutsabstammung definiert wird und alle, die nicht dazugehören, ausgeschlossen werden sollen". Darüber würde sie gerne mit der AfD diskutieren. "Aber nur bei gegenseitigem Respekt", fügte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende in dem am Donnerstag vorab veröffentlichen Interview hinzu.
Käßmann wies den Vorwurf zurück, die evangelische Kirche unterstütze Positionen von Grünen und SPD. "Wenn die Kirche etwa für die Bewahrung der Schöpfung eintritt und das mit den ökologischen Forderungen von Parteien übereinstimmt, heißt das nicht, dass sie Parteipolitik vertritt", sagte sie
Selbstkritisch räumte die EKD-Repräsentantin ein, dass sich die Kirche fragen müsse, warum sich die meisten Menschen in seelischer Not lieber an die Psychologie, fernöstliche Lehren oder alternative Medizin wenden statt an ihre Kirche. Es tue ihr "manchmal beinahe weh", dass die Kirche nicht mehr in dem Maße wie früher Trost, Zuversicht und Lebenskraft geben könne.
"Die meisten Leute haben die Sehnsucht nach dem Gottesdienst verloren", sagte Käßmann: "Das mag auch an den Kirchen liegen - aber auch am Lebensgefühl der Menschen."