Der Religionsunterricht zählte beim Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, nicht zu den Lieblingsfächern. "Ich fand Religionsunterricht als Schüler phasenweise so langweilig, dass ich ausgetreten bin", bekannte der Theologe am Freitag vor Religionsschülern einer Berliner Grundschule. Erst in der Oberstufe habe er erkannt, welch starke Bedeutung Religion für ihn habe. Jetzt freue er sich, dass in Berlin und Brandenburg Religionsunterricht auch in Kooperation zwischen evangelischer und katholischer Kirche angeboten werden kann: "Das ist eine wunderbare Situation", betonte der Bischof.
Zuvor hatte Dröge gemeinsam mit seinem Amtskollegen, dem katholischen Berliner Erzbischof Heiner Koch, eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Damit können evangelische und katholische Schüler in Berlin und Brandenburg ab diesem Schuljahr 2017/2018 mehr gemeinsamen Religionsunterricht erhalten. Auch nichtkonfessionellen Kindern und Jugendlichen sowie Schülern anderer Religionen steht der Unterricht offen. Ziel sei die Stärkung der religiösen Bildung in der Schule, betonten beide Bischöfe.
Die neue Zusammenarbeit gilt bundesweit als erste dieser Art. Einen vergleichbaren Vertrag zwischen einer Landeskirche und einem Bistum gebe es in Deutschland bislang allerdings nicht, hieß es. Allerdings wollen beide Kirchen zum Beispiel auch in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens ab dem Schuljahr 2018/19 einen konfessionell-kooperativen Religionsunterricht anbieten. Eine entsprechende Vereinbarung wurde von den evangelischen Kirchen im Rheinland, Westfalen und Lippe sowie von den katholischen Bistümern Münster, Essen, Paderborn und Aachen bereits unterzeichnet.
Grund: Lehrermangel
Der Schwerpunkt des neuen konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts soll zunächst in Berliner Grundschulen liegen. Für das Lehrangebot wurde von beiden Kirchen ein gemeinsames Schulcurriculum für die Klassenstufen 1 bis 6 erarbeitet. Behandelt werden sollen unter anderem die Themen "Taufe und Identität", "Feste in den Religionen" oder "Orte gelebten Glaubens entdecken". Dabei würden Schülern zum Beispiel Unterschiede und Besonderheiten von Kirchen, Synagogen und Moscheen vermittelt. Dröge betonte, dass es sich gerade angesichts der wachsenden kulturellen Vielfalt in der Gesellschaft lohne, in Religionsunterricht zu investieren.
Hintergrund der neuen Kooperation zwischen beiden Kirchen ist aber vor allem der wachsende Lehrermangel im Fach Religionsunterricht sowie die Zahl der Schüler, die an dem Unterricht teilnehmen wollen. Mit dem konfessionell-kooperativen Religionsunterricht solle die nötige Mindestschülerzahl oder Lerngruppengröße aufrecht erhalten werden, hieß es. In Berlin bieten demnach rund 80 Prozent der Schulen in öffentlicher Trägerschaft das Wahlfach Religionsunterricht an. Dieses Niveau solle mit der neuen Bildungskooperation auch künftig gesichert werden.
Im vergangenen Schuljahr nahmen am evangelischen Religionsunterricht in Berlin 80.000 und in Brandenburg 38.000 Schülerinnen und Schüler teil. Am katholischen Religionsunterricht beteiligten sich in Berlin 24.000 und in Brandenburg 4.500 Schülerinnen und Schüler.