Papst Franziskus hat in Kolumbien vor Ex-Guerillakämpfern, ehemaligen Paramilitärs und Opfern des Bürgerkrieges für einen Neubeginn in Frieden geworben. Es sei schwierig, den Kreislauf von Hass, Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen, räumte Franziskus in der ehemaligen Konfliktregion Villavicencio am Freitag (Ortszeit) ein. "Alle sind Opfer, unschuldige und schuldige, aber Opfer." Zu dem Versöhnungstreffen waren 6.000 Opfer des gewaltsamen Konfliktes in Kolumbien zusammengekommen. Die Begegnung galt als Höhepunkt der fünftägigen Papstreise, die ganz im Zeichen der Versöhnung nach mehr als 50 Jahren Bürgerkrieg steht.
Ein Ex-Guerillakämpfer, ein früheres Mitglied der rechten Paramilitärs, ein Minen-Opfer und eine Frau, deren Mann und zwei Kinder von Paramilitärs ermordet worden waren, wie sie mit Schuld und Verzeihen umgehen. Im Bürgerkrieg wurden rund 300.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen Menschen wurden vertrieben. Im Dezember trat ein Friedensabkommen der Regierung mit der Farc-Guerilla in Kraft. Seit Februar verhandelt auch die kleinere ELN-Rebellengruppe mit den Behörden. Die Paramilitärs wurden bereits seit einigen Jahren entwaffnet, verbreiten jedoch weiter teilweise in neuen Gruppen Angst und Schrecken.
"Heilen wir den Schmerz und nehmen jeden Menschen auf, der Straftaten begangen hat, sie bekennt, bereut und sich zu Wiedergutmachung verpflichtet", sagte der Papst. Allerdings dürfe das nicht zu Rache führen, sondern zu wirklicher Versöhnung und Vergebung. Franziskus plädierte für eine Fortsetzung des Friedensprozesses, zeigte aber auch Verständnis für die Skeptiker. Es sei schwer, den Wandel derer zu akzeptieren, die Grausamkeiten begangen hätten, bekannte er.
Im Abschluss an die Zeremonie kam Staatspräsident Juan Manuel Santos auf die Bühne und bedankte sich sichtlich gerührt für den Versöhnungsappell des Papstes. Tausende Menschen nahmen vorwiegend in Weiß gekleidet an dem Treffen in der besonders durch den Krieg gebeutelte Region teil. Symbolisch segnete Franziskus den schwarzen Christus von Bojayá. Der verstümmelte Holzkorpus, dessen Arme und Beine abgerissen worden waren, war im Mai 2002 zwischen Leichen auf dem Boden der Kirche des Ortes von Bojayá entdeckt worden.
Farc und paramilitärische Milizen kämpften in der abgelegenen Regenwaldregion gegeneinander. Die Dorfbewohner gerieten zwischen die Fronten und waren der Gewalt über Jahrzehnte schutzlos ausgeliefert. Mehr als 100 Menschen wurden getötet. Das Massaker von Bojayá gilt als eines der grausamsten des Bürgerkrieges.