Käßmann: Das Ziel muss Frieden sein

Friedenstaube
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Abrüstung statt Aufrüstung, Frieden statt Krieg - das wird auf den diesjährigen Ostermärschen gefordert.
Bundesweite Ostermärsche 2025
Käßmann: Das Ziel muss Frieden sein
In ganz Deutschland finden am Samstag Ostermärsche der Friedensbewegung statt. Angemeldet sind mindestens 75 Aktionen wie Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen. Zentrale Themen der diesjährigen Ostermärsche sind die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die geplante massive Aufrüstung in Deutschland und Europa. evangelisch.de berichtet.

"Wir treten dafür ein, dass es Abrüstung gibt und nicht ständig noch mehr Aufrüstung", sagt die Theologin Margot Käßmann zum Höhepunkt der Ostermärsche. Sie fordert erneut mehr Diplomatie zur Beendigung des Krieges in der Ukraine gefordert. Bisher sei "nicht genug Diplomatie eingesetzt worden", um das Sterben in der Ukraine so schnell wie möglich zu beenden. 

"Die Europäer müssen Druck auf China ausüben, damit China Druck auf Russland ausübe, damit die Kämpfe ein Ende finden", sagt die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Samstag in einem Interview mit dem Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Diplomatieexperten müssten dazu fähig sein, so viel Druck auszuüben, dass China den Druck auf Russland erhöhe.

"Wir treten dafür ein, dass es Abrüstung gibt und nicht ständig noch mehr Aufrüstung", sagt Käßmann. Ziel könne nicht sein, die Ukraine so aufzurüsten, dass sie auch viele Zivilisten in Russland treffen kann, "sondern das Ziel muss Frieden sein". Der russische Präsident Wladimir Putin wünsche sich internationale Aufmerksamkeit und freue sich, wenn er sie bekommt. Dies müsse genutzt werden.

Keine Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen

Ziel sei eine akzeptable Friedenslösung, sagt Käßmann: "Ein gerechter Frieden hieße, dass die Menschen mit der Friedenslösung leben können." Auch die Hoffnung auf Versöhnung müsse aufrechterhalten werden. Die frühere hannoversche Landesbischöfin betont, auch andere Kriege wie im Sudan, im Jemen oder im Gaza-Streifen dürften nicht in Vergessenheit geraten. Jeder sechste Mensch lebe derzeit in einem aktiven Kriegsgebiet. 

Spitzenvertreter der Kirchen hatten am Karfreitag an die weltweite Gewalt erinnert und zum Eintreten für Frieden aufgerufen. "Wir leben in gewalttätigen Zeiten", sagte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck beim Karfreitagskreuzweg auf der Halde Haniel in Bottrop. Er mahnte, Gewaltspiralen zu durchbrechen und für Menschenwürde, Versöhnung und Frieden einzutreten. Auch die deutsche EU-Abgeordnete Özlem Alev Demirel (Linke) übte scharfe Kritik an der geplanten Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen und warf den Regierenden vor, keine politische Lösung des Ukraine-Krieges zu suchen. 

Friedenslogik statt Kriegslogik

Bereits am Gründonnerstag hatten unter anderem in Erfurt rund 400 Menschen unter dem Motto "Friedenslogik statt Kriegslogik" demonstriert. Der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, sagte, wer Frieden wolle, müsse den Frieden vorbereiten. In einer ungeregelten Aufrüstung und einer Bedrohung Russlands liege jedoch keine Lösung. Wenn überhaupt, müsse Europa in Verteidigungsfähigkeit investieren. Vor jedem einzelnen Schuss müssten tausend diplomatische Initiativen stehen, mahnte Kramer. 

Das Netzwerk Friedenskooperative fordert von der Bundesregierung Friedensinitiativen für die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, ein Nein zur Aufrüstung und zur Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland sowie eine Welt ohne Atomwaffen. "Mehr Sicherheit für Europa und die Welt kann durch die Wiederaufnahme von Verhandlungen über Rüstungskontrolle und Abrüstung entstehen, nicht über Aufrüstung", erklärte Netzwerk-Sprecher Kristian Golla.

Insgesamt finden bis Ostermontag bundesweit mindestens 122 Mahnwachen, Kundgebungen und Demonstrationen statt, wie das Netzwerk Friedenskooperative in Bonn mitteilte. Am Karfreitag sind Aktionen unter anderem in Gronau, Gütersloh, Stralsund und Chemnitz geplant. Am Karsamstag stehen in rund 75 Städten Veranstaltungen auf dem Programm, unter anderem in Köln, Stuttgart, Mainz, Hannover und München. In Duisburg startet der dreitägige Ostermarsch Rhein-Ruhr. Am Ostersonntag folgen Aktionen etwa in Essen, Halle und Frankfurt/Oder.

Abschlusskundgebungen gibt es am Montag unter anderem in Frankfurt am Main, Dortmund, Nürnberg und am Fliegerhorst Büchel in der Eifel. Die Ostermärsche der Friedensbewegung haben eine 65-jährige Tradition. Die Teilnehmerzahl lag Ende der 60er Jahre sowie im Zuge der Debatte um den sogenannten Nato-"Doppelbeschluss" und während der Golfkriege bei mehreren hunderttausend. In den vergangenen Jahren beteiligten sich jeweils einige zehntausend Demonstranten an den Aktionen. Angesichts der aktuellen Konflikte und Diskussionen um Aufrüstung erwartet das Netzwerk in diesem Jahr mehr Zulauf.