In einer Zeit, in der die Schule stärker leistungsorientiert ausgerichtet werde, müsse der Religionsunterricht "immer wieder um seine Anerkennung kämpfen", sagte der Leiter des Comenius-Instituts, der Evangelischen Arbeitsstätte für Erziehungswissenschaft, der evangelischen Monatszeitschrift "zeitzeichen" (September-Ausgabe). Zudem habe die konfessionelle Orientierung deutlich abgenommen.
Zugleich betonte Schreiner, die Abmeldezahlen vom Religionsunterricht seien "nicht so gravierend, wie es vielleicht oft kolportiert wird." Insgesamt gebe es durchaus unterschiedliche Entwicklungen. "In Sachsen, Sachsen- Anhalt und Thüringen etwa ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die den Religionsunterricht besuchen, im Vergleich zu den 1990er Jahren deutlich angestiegen", erklärte der Erziehungswissenschaftler. Jenseits aller Zahlen gelte aber: "Wenn es einen guten Religionsunterricht gibt, dann wird der auch angenommen."
Auf die nachlassende Affinität zur Kirche müsse der Unterricht reagieren, sagte Schreiner. So müsse er "stärker als früher elementares religiöses Wissen vermitteln, weil er weniger auf eine familiäre religiöse Sozialisation aufbauen kann." Zudem müsse er auf die zunehmende religiöse und kulturelle Pluralität in der Gesellschaft reagieren. Einen "Einheitsreligionsunterricht" brauche man aber nicht: "Die Einheitlichkeit ist kein Merkmal des Protestantismus."