Italiens Justiz wirft der deutschen Hilfsorganisation "Jugend Rettet" die Begünstigung illegaler Einwanderung vor und präsentierte dazu Beweise. Die Staatsanwaltschaft im sizilianischen Trapani erklärte, die Besatzung des beschlagnahmten Rettungsschiffs "Iuventa" habe sich mit Schleusern abgesprochen, um Migranten im Mittelmeer aufzunehmen. Indizien dokumentierten Begegnungen und Übereinkünfte mit Menschenhändlern, zitierte die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Donnerstag den zuständigen Staatsanwalt Ambrogio Cartosio.
In einigen Fällen habe die "Iuventa" Menschen in Seenot gerettet. In den meisten Fällen habe sie jedoch agiert, ohne dass die Migranten in Gefahr gewesen seien. "Sie werden von den Schleusern eskortiert und unweit der libyschen Küste der Besatzung der Iuventa übergeben", erklärte der Staatsanwalt den Angaben zufolge. Damit handle es sich nicht um die Rettung von Menschenleben sondern um die Übergabe von Migranten.
"Jugend Rettet" bemüht sich eigenen Angaben zufolge, die Vorwürfe aufzuklären. "Wir wollen keine Spekulationen abgeben", teilte die Hilfsorganisation über Twitter mit. Die Staatsanwaltschaft Trapani ermittelt bislang nicht gegen einzelne Besatzungsmitglieder sondern gegen Unbekannt.
Die Ermittler legten Medienberichten zufolge Fotos vor. Darauf sei zu sehen, wie die Besatzung der "Iuventa" Schleuserboote nicht versenke, sondern in Richtung der libyschen Küste schleppe. Eine Aufnahme zeigt offenbar, wie ein Schleuser im Einvernehmen mit der Besatzung einen Motor aus einem Flüchtlingsboot ausbaut, um ihn erneut verwenden zu können und sich winkend verabschiedet. Eines der von der "Iuventa" Richtung Libyen geschleppten Boote soll wenige Tage später erneut für den Transport von Migranten verwendet worden sein.
Ein weibliches Besatzungsmitglied der "Iuventa" erklärte den Ermittlern zufolge in einem abgehörten Gespräch, Fotos von Schleusern würden nicht an die italienischen Behörden übergeben, damit es nicht zu Festnahmen komme.
Die Ermittlungen kamen laut italienischen Medien im vergangenen Oktober nach Hinweisen von Vertretern der Hilfsorganisation "Save the Children" in Gang. Diese erklärte sich außerstande, Informationen über den eigenen Beitrag zu den Ermittlungen zu geben.