Das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat sich erschüttert über Enthüllungen zum Diakoniewerk Bethel und dessen Vorstand Karl Behle geäußert. In einer dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegenden Stellungnahme dringen Direktorin Barbara Eschen und Vorstandsmitglied Martin Matz auf die Erfüllung von vier konkreten Forderungen bis zum 31. Juli. Andernfalls könne das Diakoniewerk Bethel nicht Mitglied im Diakonischen Werk bleiben. Die Rechercheplattform "correctiv.org" hatte vor wenigen Tagen berichtet, dass Vorstand Behle in den vergangenen Jahren das Diakoniewerk Bethel komplett unter seine Kontrolle gebracht haben soll.
Eschen und Matz schreiben dazu: "Die aufgedeckten Vorgänge wären in keiner Weise vereinbar mit den Grundsätzen der Arbeit der Diakonie." Unter dem heute 68 Jahre alten Vorstand Behle soll laut "correctiv" 2011 der ursprüngliche Verein per Satzungsänderung in eine gemeinnützige GmbH überführt worden sein. Begründet worden sei dies seinerzeit damit, dass die Diakonissen von der Verantwortung für den unternehmerischen Teil entlastet werden wollten. Ersetzt wurde die ursprüngliche Konstruktion durch die Eduard-Scheve-Stiftung und die Berta-Scheve-Stiftung als Gesellschafter der neuen, gemeinnützigen GmbH. Inzwischen habe Behle zugegeben, dass er selbst der Stifter sei, schrieb "correctiv".
Behle verantworte damit alle wesentlichen Gremien und kontrolliere sich faktisch selbst. Für Unruhe sorgte in den vergangenen Jahren unter anderem der Umgang mit den Pensionsansprüchen von drei ausgeschlossenen Diakonissen. Auch soll das Jahresgehalt von Behle bei bis zu 720.000 Euro liegen und damit fast das Zehnfache dessen betragen, dass Diakoniechefs nach Tarif erhalten. Die Umstände eines Villenerwerbs in Berlin-Lichterfelde seien ebenfalls merkwürdig.
Forderungen erfüllen oder ausscheiden
Eschen und Matz fordern, dass Behle unverzüglich aus dem Vorstand ausscheidet. Zudem müsse das Diakoniewerk Bethel belegen, inwieweit Immobiliengeschäfte, die vorzeitige Auszahlung eines Pensionsanspruches und die Übernahme der Anteile am Diakoniewerk durch zwei persönliche Stiftungen rechtmäßig waren. Auch sollen die beiden Stiftungen Mitglied des Diakonischen Werkes werden und die Organ- und Aufsichtsstrukturen den üblichen Vorgaben angepasst werden. Auch müssten die Stiftungsräte künftig mit mehreren Vertretern des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) und mindestens einem des Diakonischen Werkes besetzt werden.
"Wenn der Vorstand des Diakoniewerks Bethel nicht bis zum 31.7.2017 erklärt, die Forderungen des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V. umzusetzen, gehen wir davon aus, dass das Diakoniewerk Bethel von sich aus auf seine Mitgliedschaft in der Diakonie verzichten wird", schreiben Eschen und Matz.
Das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ist ein Landesverband der Diakonie mit rund 430 Mitgliedern, die in 1.500 Einrichtungen arbeiten. Das Diakoniewerk Bethel gGmbH ist rechtlich eigenständiges Mitglied im Diakonischen Werk; die beiden ihm zugrundeliegenden Stiftungen nicht. Das Diakoniewerk Bethel soll deutschlandweit rund 1.700 Mitarbeiter in 13 Krankenhaus- und Pflegeeinrichtungen beschäftigen. In Berlin werden laut Diakonischem Werk ein Krankenhaus, drei Seniorenzentren und zwei Pflegedienste betrieben. Das heutige Diakoniewerk Bethel geht auf eine Einrichtung zurück, die 1887 in Berlin-Friedrichshain von dem Baptistenpastor Eduard Greve gegründet wurde. Es hat nichts mit den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld zu tun und gehört zum BEFG mit Sitz in Elstal bei Berlin.
Der BEFG hatte sich vor wenigen Tagen ebenfalls befremdet und erschüttert geäußert. Der Baptisten-Dachverband sprach von Machtkonzentration und Intransparenz, die "mit großer Sorge und Unverständnis" gesehen würden. "Sollte die beschriebene Höhe des Vorstandsgehalts zutreffen, wäre dies aus unserer Sicht inakzeptabel", heißt es in dieser Stellungnahme etwa.