Die Regierung von Myanmar will einer UN-Delegation zur Untersuchung von Gräueltaten an der muslimischen Rohingya-Minderheit die Einreise verweigern. Sollten die Vereinten Nationen eine Untersuchungskommission schicken, gebe es für Myanmar keinen Grund, deren Repräsentanten ins Land zu lassen, zitierten regionale Onlineportale am Freitag einen Mitarbeiter des Außenministeriums. Das südostasiatische Land ist vom Buddhismus geprägt, zu dem sich 90 Prozent der 54 Millionen Einwohner bekennen.
Ende März hatte der UN-Menschenrechtsrat in Genf entschieden, Berichten über Morde, Massenvergewaltigungen und Folter an den Rohingya nachzugehen. Dafür wurde die Entsendung einer unabhängigen Kommission nach Myanmar beschlossen. Ein Regierungsvertreter protestierte gegen den Beschluss. Myanmar habe eigene Kommissionen gebildet, sagte er zur Begründung. Ergebnisse würden im August erwartet.
Zuvor hatte die UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte in Myanmar, Yanghee Lee, Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeprangert. Sie hatte die Grenzregion von Bangladesch besucht, wohin Zehntausende Rohingya geflüchtet waren. Viele schilderten Lee, dass Menschen die Kehlen durchgeschnitten, kleine Kinder in brennende Häuser geworfen und Frauen und Mädchen systematisch vergewaltigt worden seien.
Myanmars Staatsrätin und De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wehrt sich ebenfalls gegen eine UN-Untersuchungskommission. Wiederholt wies die Friedensnobelpreisträgerin Vorwürfe zur Verfolgung der Rohingya zurück und steht deswegen massiv in der Kritik. Die staatenlosen Rohingya sind auch der Willkür von Armee und Polizei ausgesetzt.
Myanmar stand fast 50 Jahre unter Militärherrschaft. 2011 wurde eine zivile Regierung eingesetzt, die jedoch aus Ex-Generälen bestand. Im November 2015 schließlich fanden die ersten demokratischen Wahlen statt, bei denen die Partei von Suu Kyi einen Erdrutschsieg errang.