"Gemeinschaft der Unterschiedlichen" - Festwochenende zum 150-jährigen Bestehen Bethels

Foto: epd/Christian Weische
"Gemeinschaft der Unterschiedlichen" - Festwochenende zum 150-jährigen Bestehen Bethels
Mit einem Festakt war die Geburtstagsfeier am Samstag gestartet. Zu den rund 1.800 Gästen zählten Bethel-Bewohner, Mitarbeitende, Förderer Bethels und Angehörige der Familie von Bodelschwingh.

Mit Festgottesdienst und buntem Showprogramm haben die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel am Wochenende in Bielefeld ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Der Vorstandsvorsitzende Bethels, Ulrich Pohl, rief zum Abschluss am Sonntag zu Vertrauen und Mitmenschlichkeit auf. "Herz zeigen! Das brauchen wir in unserem persönlichen Umfeld, im Miteinander, in unserem Land und in der Welt", sagte Pohl beim Festgottesdienst. Es gelte Solidarität, Mitgefühl und Achtsamkeit zu leben. 

Mit einem Festakt war die Geburtstagsfeier am Samstag gestartet. Zu den rund 1.800 Gästen zählten Bethel-Bewohner, Mitarbeitende, Förderer Bethels und Angehörige der Familie von Bodelschwingh. Prominente Jubiläums-Botschafter reisten zudem an, darunter "Maus"-Moderator Christoph Biemann, die Sängerin Annette Humpe oder Fotograf Jim Rakete. Auch Politiker wie der Patienten- und Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), und Franz Müntefering (SPD) kamen.  



Durch das Programm führte der Kabarettist Eckardt von Hirschhausen. Auf der Stadthallen-Bühne begeisterten der Sänger Max Raabe, die Bethel-Band "Oder so!" und ein Bläser-Ensemble von 100 Musikern aus Einrichtung in Bielefeld und Berlin-Brandenburg. Die Theaterwerkstatt Bethel stellte ihr Stück "Wie die Träumenden" vor. Bethel-Artisten zeigten Ausschnitte aus einer inklusiven "Roncalli-Show", eine Kooperation anlässlich des Bethel-Jubiläums. Am Samstag und Sonntag präsentierten sich außerdem Einrichtungen und Arbeitsbereiche von Bethel auf einem Markt der Möglichkeiten in der Stadthalle. 

Bethel-Chef Pohl erklärte, die v. Bodelschwinghschen Stiftungen befänden sich im Wandel. Künftige Herausforderungen seien, Menschen mit Behinderungen in Entscheidungen und Leitungsaufgaben mit einzubeziehen sowie das ambulante Angebot als Ergänzung zu den stationären Plätzen weiter auszubauen.

"Bethel verwirklicht die Gemeinschaft der Unterschiedlichen"

Die Präses der Evangelischen Kirche in Westfalen, Annette Kurschus, würdigte die Stiftungen als "Aushängeschild für den protestantischen Glauben". "Die Mitarbeiten beugen sich vor jedem Menschen, der Hilfe braucht", sagte Kurschus. 

Die nordrhein-westfälische Familienministerin Kampmann lobte das Engagement Bethels für gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Beim Thema Inklusion werde oft nur der Schulbereich gesehen und das oft problembehaftet, kritisierte die SPD-Politikerin. "In Bethel ist es selbstverständlich: eine Gesellschaft von Menschen, die frei und gleich miteinander leben. Dies müssen wir gemeinsam nach außen verteidigen und dafür kämpfen." Auch die Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Barbara Eschen betonte: "Bethel verwirklicht die Gemeinschaft der Unterschiedlichen."

Im Jahr 1867 begann in Bielefeld die Arbeit mit der Fürsorge für epilepsiekranke Jugendliche. Maßgeblich geprägt wurde die Einrichtung von Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910), der 1872 die Leitung übernahm. Bethel gilt heute mit rund 18.000 Mitarbeitern als eines der größten diakonischen Unternehmen Europas. Insgesamt werden jährlich rund 230.000 Menschen durch Bethel-Angebote behandelt, betreut, gefördert, ausgebildet oder beraten.