"Wir leben in einer Welt, die sehr auf Individualisierung und das Ich aus ist, und Schwierigkeiten hat, sich auf das Gegenüber und die Umwelt zu beziehen", sagte Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), bei der Programmvorstellung am Donnerstag in Wittenberg.
Die Themenwoche stelle unter anderem Fragen nach den Ursachen der auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich, dem Klimawandel und der Flüchtlingssituation, hieß es.
Flüchtlingsboot aus Sizilien
Im Torraum "Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung" am Wittenberger Schwanenteich sollte bereits zu Beginn der Weltausstellung am 20. Mai ein Boot aus Sizilien aufgestellt werden, das vor vier Jahren Flüchtende unversehrt von Libyen auf die italienische Insel gebracht hat. Nach Schwierigkeiten beim Transport rechnen die Initiatoren nun erst dieser Tage mit dem Eintreffen des Bootes.
Verantwortlich für das Projekt sind der Anthropologe Michael Leube von der Fachhochschule Salzburg und eine Gruppe Studierender. "Die Flüchtlingskrise ist die Antithese zum Titel dieses Torraumes", so Leube. Der Schwanenteich symbolisiere das Mittelmeer. Die Wallanlagen, in denen heute die Weltausstellung präsentiert wird, stehe für die Abgrenzung einer Elite nach außen hin, sagte Leube: "Die Burg Europa betreibt eine ähnliche Asylpolitik."
Auf dem Programm der bis Montagabend laufenden Themenwoche stehen zahlreiche Veranstaltungen. Der Samstag ist der Frage menschenwürdiger Pflege gewidmet. Ein interreligiöser Höhepunkt in der Themenwoche Gerechtigkeit ist die Feier des zu Ende gehenden Fastenmonats Ramadan.
Bei der Weltausstellung Reformation kommen bis zum 10. September Vertreter von mehr als 80 Kirchen und Organisationen in der Lutherstadt zusammen, um über die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu diskutieren. Mit der Freiluftausstellung feiert die evangelische Kirche in diesem Jahr das 500. Jubiläum der Reformationsbewegung an ihrem Ausgangsort in Wittenberg.