"Wir brauchen eine offene Fehlerkultur, die Pflegebedürftige schützt", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der heutigen Ausgabe der "Neuen Osnabrücker Zeitung". In Pflegeheimen und Krankenhäusern sei jeder Einzelne im Team gefordert. Ärzte und Pflegedienste müssten bei Hausbesuchen genau hinschauen und Verantwortung übernehmen. "Es gilt, ein Gespür für die Gewalt gegen Pflegebedürftige zu entwickeln."
Brysch zeigte sich besorgt über die Ergebnisse einer Studie des "Zentrums für Qualität in der Pflege". Danach sehen knapp die Hälfte (47 Prozent) von 250 befragten Pflegedienstleitungen und Qualitätsbeauftragten aus stationären Einrichtungen in Konflikten, Aggression und Gewalt in der Pflege eine besondere Herausforderung.
"Gewalt in der Pflege ist nicht nur körperliche Misshandlung. Sie fängt viel früher an", betonte Brysch. Dazu gehöre, dass Pflegebedürftige fixiert oder auf der Toilette sitzen gelassen werden, dass sie beschimpft und gedemütigt werden. Ein großes Problem sei auch, dass in vielen Pflegeheimen Patienten mit Psychopharmaka ruhiggestellt würden.
Aber auch zu Hause komme es immer wieder zu Übergriffen. Nach Ansicht des Patientenschützers ist nicht immer Überforderung der Pflegenden der Grund. Brysch sagte: "Es sind nicht selten niedere Motive, die sowohl Profis als auch Angehörige zu Tätern werden lassen. Dazu gehören Machtphantasien, Eigensucht oder Selbstüberschätzung."
"Kultur des Hinschauens" gefordert
"Kultur des Hinschauens" gefordert
Welttag gegen die Misshandlung alter Menschen
Zum Welttag gegen die Misshandlung alter Menschen an diesem Donnerstag hat die Deutsche Stiftung Patientenschutz eine "Kultur des Hinschauens" bei Gewalt in der Pflege gefordert.