Der Luftschlag traf nach Angaben der Zeitung "Libya Herald" Ziele in der östlichen Stadt Derna. Es gab zunächst keine Informationen über Tote oder Verletzte. Al-Sisi betonte in seiner Rede, dass "Ägypten nicht zögern wird, terroristische Trainingscamps militärisch anzugreifen - ganz gleich, ob innerhalb Ägyptens oder außerhalb". Der Präsident machte Dschihadisten aus Derna für Attacken im Nilland verantwortlich, auch für den jüngsten Angriff auf die koptischen Christen.
Bei dem Überfall wurden am Freitag nach Berichten staatlicher Medien mindestens 28 Menschen getötet und 23 verletzt. Die Kopten waren im Bus auf einer Schnellstraße unterwegs zum Sankt Samuel Kloster in der südlichen Provinz Minja, als sie von Bewaffneten in Geländewagen attackiert wurden.
Das ägyptische Militär flog bereits Anfang 2015 ähnliche Luftschläge auf Ziele in Libyen. Damals hatte die IS-Miliz 21 Kopten an einem libyschen Strand enthauptet und ein Video dazu veröffentlicht. Christen stellen in Ägypten mit rund neun Millionen Gläubigen zehn Prozent der Bevölkerung - fast alle sind Kopten.
Die "Gesellschaft für bedrohte Völker" forderte Ägypten nachdrücklich auf, die Sicherheitskonzepte zu überprüfen und koptische Einrichtungen besser zu schützen. "Ägyptens Staat muss seiner Schutzverantwortung für die Kopten endlich nachkommen", erklärte die Organisation am Samstag in Göttingen. Seit Dezember seien 114 Kopten Angriffen radikaler Islamisten zum Opfer gefallen. Der Vergeltungsschlag gegen mutmaßliche Terrorlager in Libyen werde nicht zu mehr Sicherheit führen, kritisierte Afrikaexperte Ulrich Delius. "Er schürt nur den Kreislauf der Gewalt, in dem die Kopten immer die Verlierer sind."