Die Abstimmung galt als Test für religiöse und ethnische Toleranz in dem südostasiatischen Inselstaat. Stimmberechtigt waren mehr als sieben Millionen Bürger. Die Stichwahl war nötig geworden, weil während der ersten Runde Mitte Februar keiner der ursprünglich drei Kandidaten die erforderliche Mehrheit von 50 Prozent auf sich vereinigen konnte. Damals hatte Ahok einen leichten Vorsprung mit 43 Prozent erzielt, der einstige Universitätsrektor Baswedan war auf knapp 40 Prozent gekommen.
Ahok wird schon seit Langem von muslimischen Fundamentalisten angefeindet, die mehrfach Massenproteste gegen ihn organisiert haben. Zudem muss sich der 50-Jährige seit Dezember wegen Verunglimpfung des Korans vor Gericht verantworten. Er bestreitet die Vorwürfe. Ahok gehört nicht nur wegen seines Glaubens, sondern auch wegen seiner chinesischen Abstammung zu einer Minderheit. Er war Ende 2014 ins Gouverneursamt nachgerückt, weil sein Vorgänger Joko Widodo zum Präsidenten gewählt worden war. Sollte Ahok der Blasphemie schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft.
Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. Mehr als 88 Prozent der 250 Millionen Einwohner bekennen sich zum lslam, rund neun Prozent sind Christen. Der Inselstaat gilt traditionell als Heimat eines moderaten Islams, erlebt aber seit Jahren eine Zunahme fundamentalistischer Strömungen. Anfeindungen richten sich nicht nur gegen Christen, sondern auch gegen die Ahmadiyya-Gemeinschaft, die sich als eine Reformbewegung innerhalb des Islams versteht.