"Es gibt Verständnisse des Islam, die man in aller Schärfe zurückweisen muss", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Focus" (Samstag). "Allen voran Fundamentalismus und die Rechtfertigung von Gewalt." Aber anstatt den Islam generell abzuwerten oder gar zu verdammen, müssten die Muslime gestärkt werden, die ihre eigenen Traditionen kritisch reflektieren.
In der Flüchtlingskrise verteidigte Bedford-Strohm die Haltung der Kirchen, Humanität ins Zentrum zu stellen. Die Verantwortung ende nicht an den deutschen oder europäischen Grenzen, sagte er. "Deutschland war 2015 sehr gefordert. Und es ist natürlich klar, dass nicht 65 Millionen weltweite Flüchtlinge nach Deutschland kommen können." Alle europäischen Länder seien bei der Aufnahme von Flüchtlingen in der Pflicht, bis Fluchtursachen beseitigt und anderswo Orte geschaffen sind, wo Flüchtlinge würdig leben können.
Zugleich rechtfertigte der EKD-Ratsvorsitzende seine Äußerungen zu politischen Fragen: Schon Martin Luther (1483-1546) habe den Frühkapitalismus seiner Zeit mit scharfen Worten kritisiert. "Wie bitte soll ein Mensch, der so unverblümt in die Politik und Wirtschaft mit hinein redete wie Luther, als Begründung für eine Ethik herhalten, die sich aus diesen Fragen raus halten soll", sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist.
Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Bedford-Strohm äußerte sich im "Focus"-Interview froh darüber, dass die Kirchen in wichtigen Fragen wieder Übereinstimmung erzielt hätten und das Jubiläum erstmals ökumenisch gefeiert werde.