Der evangelische Theologe und ehemalige DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer hat die Verbindung zwischen dem Reformator Martin Luther (1483-1546) und der Friedlichen Revolution von 1989 hervorgehoben. Das "historische Wunder" des Mauerfalls sei "auch mit Martin Luther verbunden, der gesagt hat: nicht mit Gewalt, sondern mit dem Wort", sagte Schorlemmer in einem Vortrag zur Leipziger Buchmesse am Samstagabend. Was damals in Leipzig passiert sei, sei auch aus diesem Geist heraus entstanden. Auf der Buchmesse präsentieren sich seit Donnerstag und noch bis Sonntag rund 2.500 Aussteller.
An der aktuellen Literatur zum 500. Reformationsjubiläum 2017 störe ihn die Betonung negativer Seiten des Reformators, sagte Schorlemmer weiter. "Ich bin allergisch gegenüber Leuten, die nur daran interessiert sind, was es an Luther zu mäkeln gibt", sagte er. Mit Blick etwa auf den Judenhass in Luthers späten Schriften ergänzte der Theologe, er habe in seinem aktuellen Buch herausgestellt, was ihm an Luther gefalle, "und das andere nicht verschwiegen". Wer ein Buch über Luther schreibe, müsse sich in die Zeit des 16. Jahrhunderts hineinversetzen. "Es gab zu dieser Zeit niemanden, der nicht auch antijudaistisch publiziert hätte", sagte Schorlemmer.
Die evangelische Kirche feiert noch bis Oktober 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in die evangelische und die katholische Kirche zur Folge hatte.
Schorlemmer sieht Friedliche Revolution 1989 in Tradition Luthers
Foto: dpa/Maurizio Gambarini
Schorlemmer sieht Friedliche Revolution 1989 in Tradition Luthers
Der evangelische Theologe betont den Zusammenhang zwischen Mauerfall und Reformation.