"Europa muss Konsequenzen aus den Zerwürfnissen der vergangenen Jahre ziehen und seine derzeitige tiefe Krise überwinden", erklärten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag. Die EU sei mehr als die Summe ihrer Mitgliedsstaaten und dürfe sich nicht auseinanderdividieren lassen.
Bedford-Strohm und Marx halten eine faire Handels-, eine solidarische Flüchtlings- und eine abgestimmte Außen- und Sicherheitspolitik für notwendig. "Gleichzeitig sollte die EU ihr soziales Profil schärfen und den Bürgerinnen und Bürgern besser vermitteln, dass sie zur Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse beiträgt", heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Die Kirchen sehen eine "besondere moralische Verantwortung Europas in der Welt". "Auch in der Krise darf sich Europa nicht selbst genug sein, sondern muss für eine Entwicklung der ganzen Welt in Frieden und Gerechtigkeit Sorge tragen", erklärten die Spitzenrepräsentanten.
Religionen müssten als Kräfte der Versöhnung, des Friedens und der Solidarität wirken. "Als christliche Kirchen wollen wir daher den Dialog der Religionen in Europa stärken, und so das gelebte Miteinander in der Europäischen Union voranbringen", heißt es in der Erklärung, die zwei Tage vor dem 60. Jahrestag der Unterzeichung der Römischen Verträge veröffentlicht wurde. Am 25. März 1957 hatten Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande in Rom die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und die Europäische Atomgemeinschaft ins Leben gerufen.