Der Protest gegen eine geplante Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Erfurt könnte ein juristisches Nachspiel haben. Die Aufsteller der vier und zehn Meter hohen Holzkreuze neben dem vorgesehenen Bauplatz müssten diese wieder abbauen. Sobald sie mit Hilfe der Polizei ermittelt seien, würden sie per Anwaltsschreiben aufgefordert, die Kreuze umgehend zu entfernen, teilte die Eigentümerin der Fläche, die Mainzer Aufbaugesellschaft, am Mittwoch MDR Thüringen mit. Zuvor hatten das Bistum Erfurt und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zu Besonnenheit aufgerufen und sich gegen einen Missbrauch des christlichen Symbols gewandt.
Aufgestellte Kreuze verstoßen mehrfach gegen geltendes Recht
Der MDR zitierte die Immobilientochter der Stadt Mainz mit den Worten: "Nachdem wir von den Vorgängen erfahren haben, haben wir uns umgehend mit der Stadt Erfurt sowie Vertretern der katholischen und evangelischen Kirchen in Erfurt in Verbindung gesetzt." Man sehe in den aufgestellten Holzkreuzen einen mehrfachen Verstoß gegen geltendes Recht. Konkret werfe das Unternehmen den Initiatoren der Aktion widerrechtliches Betreten fremden Eigentums und widerrechtliches Aufstellen von politischen Protestzeichen vor, berichtete der MDR.
Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde will im Erfurter Ortsteil Marbach eine Moschee bauen. Auf dem Grundstück neben ihrem geplanten Standort wurden Anfang März mehrere Holzkreuze aufgestellt. Beteiligt an den Aktionen seien unter anderem eine Gruppierung namens "Bürger für Erfurt" sowie Rechtsextremisten aus Halle und die neurechte "Ein-Prozent"-Kampagne gewesen, berichtete MDR Thüringen. Auch die AfD unterstütze den Protest, hieß es.
Kreuz ein Zeichen der Gewaltlosigkeit - nicht des Kampfes
Die Bischöfe der beiden großen Kirchen in Thüringen, der Katholik Ulrich Neymeyr und die Protestantin Ilse Junkermann, wendeten sich indessen entschieden gegen einen Missbrauch des Kreuzes als "Kampfeszeichen".
In einer am Dienstagabend in Erfurt verbreiteten gemeinsamen Erklärung heißt es: "Das Kreuz als Symbol des Christentums ist ein Zeichen der Gewaltlosigkeit, kein Kampfeszeichen." Das Kreuz, an dem Jesus Christus gestorben sei, stehe für Gottes Liebe zu den Menschen, und zwar zu allen Menschen.
"Wir sind aufgerufen zum Dialog und dem Respekt vor anderen Menschen und Religionen. Wer das Kreuz benutzt, um - egal in welche Richtung - Stimmung zu machen gegen Andersdenkende oder andere Glaubensrichtungen, missbraucht dieses christliche Symbol", erklärten Neymeyr und Junkermann. Die verbalen Angriffe verschiedener Initiativen in sozialen Netzwerken führten nur zu weiteren Eskalationen.
Zu dem geplanten Moschee-Neubau bekräftigten die Bischöfe, Religionsgemeinschaften hätten das Recht auf die freie Ausübung ihrer Religion. "Deshalb begrüßen wir als christliche Kirchen den Moschee-Neubau in Erfurt. Wer die Religionsfreiheit infrage stellt, sollte sich fragen, ob er auf dem Boden unseres Grundgesetzes steht", unterstrichen die leitenden Geistlichen.