Die Vereinten Nationen und mehrere Regierungen wollten am Freitag Geld für die Länder um den Tschadsee sammeln. Die Bevölkerung in Nigeria, Niger, Kamerun und dem Tschad leidet unter der brutalen Gewalt durch die radikalislamische Terrorgruppe Boko Haram, die eine heftige Dürre und die allgegenwärtige Armut noch deutlich verschlimmert. Etwa 10,7 Millionen Menschen in der Region sind laut UN auf Nothilfe angewiesen, etwa 1,5 Milliarden US-Dollar werden dafür benötigt.
Deutschland organisiert die Konferenz zusammen mit Norwegen und Nigeria. Das Treffen in Oslo sei eine Möglichkeit, die Menschen zu unterstützen, die in Westafrika unverschuldet in Not geraten und auf Hilfe angewiesen seien, sagte UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien vor dem Beginn der Konferenz.
Der Nordosten Nigerias und die Region um den Tschad-See gehören Experten der "International Crisis Group" zufolge zu den schlimmsten humanitären Krisen weltweit. Grund für die Not sind die Kämpfe zwischen Boko Haram und internationalen Truppen, durch die allein im Norden Nigerias rund 8,5 Millionen Menschen auf der Flucht sind.
Im vergangenen Jahr waren von internationalen Gebern nur 53 Prozent der benötigten 739 Millionen Dollar für Nothilfe bereitgestellt worden. Dadurch habe man auch nur die Hälfte der eigentlich notwendigen Hilfe leisten können, erklärte O'Brien. Seither hat sich die Situation in der Region noch verschärft.
Entwicklungsminister Müller: "Die Dimension der Herausforderung ist riesig"
Angesichts der Hungersnot im Südsudan und weiteren Staaten Ostafrikas ruft die Bundesregierung die Staatengemeinschaft zu schneller finanzieller Unterstützung auf. "Wir können nicht zusehen, wie die Menschen verhungern", sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitag). "Es muss doch möglich sein, weltweit fünf Milliarden Euro Nothilfe zur Stabilisierung der Lage aufzubringen."
Sein Ministerium trage zur Milderung der Hungerkrise in Ostafrika in diesem Jahr 100 Millionen Euro bei, sagte Müller. "Andere Staaten müssen sich anschließen. Die Dimension der Herausforderung ist riesig, wir brauchen auch dringend zusätzlich private Spenden", erklärte der Minister. (Die Spendenseite der Diakonie Katastrophenhilfe finden Sie hier!)
Laut den Vereinten Nationen sind mehr als 20 Millionen Menschen im Südsudan sowie in Somalia, im Nordosten Nigerias und im Jemen akut vom Hungertod bedroht. Nach Angaben von UN-Generalsekretär António Guterres brauchen die Hilfsorganisationen der UN bis Ende März mindestens 4,4 Milliarden US-Dollar, um Lebensmittel, Wasser und Medikamente an die notleidenden Menschen zu liefern. Bislang seien jedoch erst 90 Millionen US-Dollar zusammengekommen.
In Teilen des Südsudan wurde Anfang der Woche offiziell eine Hungersnot ausgerufen, weitere Gebiete könnten laut UN bald folgen. Die Ende 2013 ausgebrochene Gewalt zwischen Anhängern von Präsident Salva Kiir und Rebellenführer Riek Machar sowie der Zusammenbruch der Wirtschaft lassen die Not eskalieren. Schon jetzt sind nach offiziellen Angaben deutlich mehr als 40 Prozent der Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.