Weltweit 18 Kriege und mehr als 400 Konflikte hat das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung im vergangenen Jahr gezählt. Damit herrschte ein Krieg weniger als im Jahr davor, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Konfliktbarometer 2016 hervorgeht. Auch bei den Konflikten, von denen insgesamt mehr als die Hälfte gewaltsam ausgetragen wurden, änderte sich zahlenmäßig wenig. Bei den Ländern und beteiligten Parteien gab es aber Verschiebungen.
Das Heidelberger Institut verzeichnete laut Bericht für 2016 drei neue Kriege in der Region des Nahen und Mittleren Osten. In Syrien kam es - trotz ihres gemeinsamen Kampfes gegen das Regime und die Terrormiliz IS - zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen oppositionellen Gruppen und islamistischen Gruppierungen. Damit werden unter der Gewalt in Syrien mittlerweile drei Kriege zusammengefasst. In der Türkei eskalierte der Konflikt, ebenso wie im Jemen.
Einen Rückgang der Gewalt sahen die Forscher hingegen etwa auf den Philippinen. Dort sei der Krieg deeskaliert, heißt es im neuen Konfliktbarometer. Die meisten hochgewaltsamen Konflikte wurden in Afrika südlich der Sahara registriert. In acht der 48 Staaten habe es gewaltsame Auseinandersetzungen und Anschläge gegeben, die viele Menschen das Leben kosteten oder in die Flucht trieben.
Die meisten Kriege sind im Nahen Osten
Das Konfliktbarometer erscheint seit 1992 einmal jährlich. Darin analysieren die Forscher aus Heidelberg das globale Konfliktgeschehen. Dazu zählen gewaltlose und gewaltsame Krisen, Kriege, Staatsstreiche sowie Friedensverhandlungen.
Im Mittleren und Nahen Osten sowie den Maghreb-Staaten verzeichnete das Institut die meisten Kriege. Neben den Auseinandersetzungen in Syrien zählen dazu unter anderem auch der Kampf gegen den "Islamischen Staat" im Irak und der gegen die Taliban und weitere islamistische Gruppen in Afghanistan.
Die Gewalt von Boko Haram und der Kampf gegen die nigerianische Terrorgruppe in Westafrika übersprang erneut Landesgrenzen. Als einen weiteren sogenannten transstaatlichen Konflikt führte das Heidelberger Institut Aktivitäten der Al-Kaida im Maghreb in Nordafrika, Mali, Niger und Burkina Faso auf. Nach mehr als zehn Jahren hielten die Bürgerkriege in Somalia und im sudanesischen Darfur unvermindert an.
In Europa zählte der Kriegszustand in der ukrainischen Donbas-Region als einziger hochgewaltsamer Konflikt. Als gewaltsam wurde beispielsweise Konflikte mit der Opposition in Russland und zwischen links- und rechtsextremen Gruppen in Griechenland eingestuft, aber auch Konflikte mit fremdenfeindlichem Hintergrund in Deutschland oder Schweden.
Im östlichen Asien und in Ozeanien wurden 123 Konflikte gezählt, die nach Einstufung der Forscher zumeist ohne Gewalt oder auf einem "gering gewaltsamen Level" abliefen. Aufgelistet wurden hingegen der Krieg zwischen islamistischen Gruppen und Regierung in Pakistan, der sich zum zehnten Mal jährte, sowie gewaltsame Auseinandersetzungen in der indisch-pakistanischen Grenzregion Kaschmir.
Aus Nord- und Südamerika listeten die Forscher den Drogenkonflikt in Mexiko auf sowie Gewalt in Brasilien, El Salvador und Kolumbien. Dort seien zwar der Konflikt zwischen Farc-Guerilla und Regierung auf ein "gering-gewaltsames Niveau" abgesunken, die Auseinandersetzungen mit der zweitgrößten Rebellengruppe ELN hätten aber an Gewalt zugenommen..