Ausschlaggebend für den Kirchenaustritt sei der Umgang mit der Geschichte der 1945 zerstörten und 1968 abgerissenen Garnisonkirche und dem geplanten Wiederaufbau innerhalb der evangelischen Kirche gewesen. Mit dem Projekt werde eine "Verfälschung der Geschichte" betrieben, sagte Oswalt.
Für das im Nutzungskonzept vorgesehene Versöhnungszentrum und als Ort von Friedensarbeit sei der Wiederaufbau der Garnisonkirche in historischer Gestalt nicht nötig, schreibt der Architekturprofessor in einem Brief an die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein, der dem epd vorliegt. Sinnvoll wäre stattdessen eine ergebnisoffene Suche danach, "was heute eine angemessene bauliche Form für diesen Zweck an diesem Ort" sein könnte.
Für die Verfechter des Wiederaufbaus stehe jedoch die "Wiedergewinnung der historischen baulichen Form" im Vordergrund. Die Idee von Frieden und Versöhnung werde dafür nur instrumentalisiert und sogar konterkariert, schreibt Oswalt weiter: "Man nimmt mit dem Vorhaben bewusst in Kauf, in Stadt und Kirche Unfrieden zu stiften."
Der Wiederaufbau habe "keine substanzielle zivilgesellschaftliche Basis", sondern werde "von den politischen und kirchlichen Eliten herbeigeführt", schreibt Oswalt weiter. Der Umgang mit dem Thema Garnisonkirche habe sein "generelles Unbehagen an einer zu eng mit dem Staat verbundenen Kirche" bestätigt. Mit dem Potsdamer Projekt sei für ihn nun "eine rote Linie überschritten" gewesen.
Philipp Oswalt ist Professor für Architekturtheorie und Entwerfen an der Universität Kassel und war von März 2009 bis Februar 2014 Direktor der Bauhaus-Stiftung in Dessau.