Die etablierten Parteien müssten den Wählern stärker "erklären, was diese Partei bringen kann, wenn sie an die Macht kommen sollte", sagte Klarsfeld, die seinerzeit durch ihre Ohrfeige gegen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) bekannt wurde. Wenn die Flüchtlingsfrage nicht gut gelöst werde und die "Demagogen in der AfD" viel Anziehungskraft entfalteten, sei dieses Szenario "eine Gefahr".
Für dieses Jahr rechnet Klarsfeld zunächst mit einem Einzug der AfD in den Bundestag. Schon das werfe Probleme auf, etwa beim Gedenken an den Holocaust, das alljährlich am 27. Januar begangen wird. "Wenn die AfD im Bundestag sitzt, wird sie den Holocaust-Tag, den wir heute begehen, boykottieren oder sogar verbieten?" fragte Klarsfeld.
Die AfD sei zwar eine Partei, die "im Augenblick sich nicht so als antisemitisch zeigt". Aber sie habe trotzdem viele Mitglieder von der NPD übernommen, und diese sei antisemitisch und anti-israelisch.
Klarsfeld wurde 1968 bekannt, als sie den damaligen Bundeskanzler Kiesinger öffentlich ohrfeigte. Sie wollte damit auf dessen Laufbahn im Nationalsozialismus hinweisen. In den folgenden Jahrzehnten engagierte sie sich zusammen mit ihrem französischen Mann Serge Klarsfeld dafür, frühere Nazi-Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Die geborene Berlinerin lebt seit Jahrzehnten in Frankreich. 2012 war sie Kandidatin der Linken bei der deutschen Bundespräsidentenwahl. Heute dient die 77-Jährige unter anderem der Unesco als Sonderbotschafterin für Erziehung über den Holocaust und die Verhinderung von Völkermord.
Die Medien sollten nicht zu prominent über Äußerungen aus Reihen der AfD berichten, um diesen nicht noch mehr Anhänger zu verschaffen, sagte Klarsfeld: "Die Zeitungen sollten das nicht groß aufmachen."