Zum Zusammenhalt in einer demokratischen und offenen Gesellschaft gehöre das Gefühl, dass jeder gehört werde. Dieses Gefühl aber sei "flächendeckend bedroht", warnte der Präsident des Diakonischen Werkes in Deutschland. Lilie beteiligte sich an einer Diskussion der bundesweiten Initiative "Offene Gesellschaft" unter der Leitfrage "Welches Land wollen wir sein?".
"Gehört zu werden ist eine Voraussetzung für Teilhabe und lebendige Demokratie", bekräftigte Lilie. Die offene Gesellschaft werde aber auch durch unterschiedlichen Lebensverhältnisse in den Bundesländern gefährdet. Soziale Gerechtigkeit gebe es nicht für alle: "Dem müssen wir uns dringend stellen." Bremens Landesdiakoniepfarrer Manfred Meyer rief dazu auf, sich an Diskussionen und demokratischen Prozessen zu beteiligen. Wer das nicht tue, "wacht mit Brexit oder Trump auf".
Mitbegründer der Initiative "Offene Gesellschaft" ist der Berliner André Wilkens, der in Bremen die Diskussion moderierte. Im Gespräch mit dem Bremer "Weser-Kurier" warnte er davor, Hetze und Falschinformationen Raum zu geben. "Ich glaube, wir müssen aufpassen, dass sich die Mehrheit der Bürger nicht überrannt fühlt von der Hetze und dem Hass einer rechten Minderheit", sagte der 53-Jährige. In Zeiten, in denen das Digitale den Qualitätsjournalismus auszuhöhlen scheine, müssten Lösungen gefunden werden, um eine "Qualitätsöffentlichkeit" herzustellen: "Da gibt es allerhand zu tun."
Wilkens hat für die EU und für die Vereinten Nationen gearbeitet. Mit der Kampagne "365 Tage offene Gesellschaft" will er bis zur Bundestagswahl im September in 365 Veranstaltungen und Aktionen für die offene Gesellschaft werben. "Wir haben freie Medien, wir können frei wählen, reisen, protestieren, Fehler machen und diese wieder korrigieren", sagte Wilkens. Eine offene Gesellschaft sei kein Paradies, es gebe jeden Tag Probleme: "Aber diese Gesellschaft kann das aushalten, aushandeln und kann sich andauernd erneuern."