Die Bedingungen der vom Index erfassten rund 650 Millionen Christen in Minderheitssituationen hätten sich "von Jahr zu Jahr verschlechtert". Zudem habe "die Christenverfolgung weltweit an Dynamik gewonnen", hieß es weiter. "Ausmaß und Intensität" hätten zugenommen, so dass Open Doors die vor neun Jahren ermittelte Schätzung von rund 100 Millionen auf 200 Millionen Verfolgte aktualisiert habe, erklärte die Organisation, die der evangelikalen Deutschen Evangelischen Allianz nahe steht.
In der umstrittenen Statistik listet das Hilfswerk 50 Länder auf, in denen Christen seiner Erkenntnis nach am stärksten verfolgt und benachteiligt werden. Die "deutlichsten Verschlechterungen" macht Open Doors für das Jahr 2016 neben dem Jemen in Ländern in Asien aus. Dort nehme der "religiös motivierte Nationalismus" zu.
Konvertiten besonders bedroht
Nordkorea führt wie im vergangenen Jahr die Negativliste an, doch auch in Indien, das auf dem Index deutlich weiter nach vorne rückte, in Laos, Bangladesch, Vietnam und Bhutan habe sich die Lage verschlechtert, heißt es.
"Herrschende Triebkraft" für die Benachteiligung und Verfolgung von Christen bleibt für Open Doors "islamische Unterdrückung". So lägen die meisten der 50 Länder auf dem "Weltverfolgungsindex" im Nahen Osten oder in Nordafrika, ebenso acht der ersten zehn Länder.
So rückte Somalia auf Platz zwei: Dort müssten zum Christentum konvertierte Muslime damit rechnen, bei ihrer Entdeckung "auf der Stelle ermordet zu werden". Auch in anderen Länden seien Konvertiten besonders bedroht, nicht nur von islamischen Regierungen, sondern auch von der Gesellschaft und der eigenen Familie, heißt es weiter.
Für ihren "Weltverfolgungsindex" hat die Organisation eigene Methoden und Kriterien entwickelt, die in der Vergangenheit von Menschenrechtsorganisationen und anderen immer wieder kritisiert wurden. Erfasst werden mit Hilfe von Fragebögen Einschränkungen für und Gewalt gegen Christen im Privatleben, in Familie und Gesellschaft sowie auf nationaler und politischer Ebene. Die Fragebögen werden nach Angaben von Open Doors sowohl von sogenannten Feldquellen wie Kontaktleuten und Mitarbeitern des Hilfswerks als auch von externen Experten ausgefüllt.