"Ganz und gar zahnlos" dürfe "der religiöse Tiger" nicht werden, sagte die 62-Jährige dem "Philosophie Magazin" (Ausgabe Februar/März). "Und genau das kriegt das heutige Christentum nicht hin." Die Botschaft werde "immer flauer und flauer" und führe mittlerweile "zu einer reinen Werbesprache, die den Glauben anpreist wie H&M seine Textilien". Mit religiösem Diskurs habe das nichts mehr zu tun. "Da geht natürlich auch kultureller Halt verloren", warnte die bekennende Protestantin.
In Bezug zum Beispiel "auf das Jenseits und die damit verbundenen Vorstellungen von Sünde, Heil und Strafe" müsse "ein einigermaßen vernünftiges Drohpotenzial" aufrechterhalten werden, "ohne dabei aggressiv zu entgleisen", sagte Lewitscharoff.
Die Schriftstellerin äußerte sich in der Vergangenheit wiederholt kritisch zu modernen Gottesdiensten und dem Zustand der Predigtkultur, vor allem in der protestantischen Kirche. Lewitscharoff studierte Religionswissenschaften in Berlin. 1994 veröffentlichte sie ihr erstes Buch "36 Gerechte", bekannt wurde sie mit ihrem Roman "Pong" (1998). Im Jahr 2013 erhielt sie den Georg-Büchner-Preis.