Die christlichen Kulturstiftungen Berlins laden in den kommenden Monaten mit der Veranstaltungsreihe "Dekalog heute" erneut zu Vorträgen, Ausstellungen, Lesungen und Filmvorführungen ein. In diesem Jahr stehen das dritte und das vierte Gebot - "Du sollst den Feiertag heiligen" und "Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter ehren" - im Mittelpunkt. Zum Auftakt spricht am Dienstagabend in der Neuen Nationalgalerie die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff über die beiden Gebote, wie der Direktor der Stiftung St. Matthäus, Christhard-Georg Neubert, am Montag in Berlin mitteilte.
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Lewitscharoff hatte nach einer Rede Anfang März in Dresden unter anderem zur künstlichen Befruchtung teils heftige Proteste ausgelöst. Auch der Berliner Bischof Markus Dröge, der am Dienstagabend ein Grußwort spricht, hatte der Schriftstellerin damals "menschenverachtende Sätze" in ihrer Rede attestiert. Am Montag sagte Dröge, Lewitscharoff habe "die drastischen und zu Recht scharf kritisierten Worte ihrer Dresdner Rede zurückgenommen". Seither müsse zwischen den verunglückten Formulierungen und dem Anliegen der Autorin unterschieden werden. Sie habe in ihrer damaligen Rede "den Willen, über das Leben unbegrenzt zu verfügen, kritisiert", sagte der evangelische Bischof.
Lewitscharoff wird nach dem Vortrag mit der Kulturbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bahr, diskutieren. Ursprünglich sollte der Kirchenhistoriker Christoph Markschies diesen Part übernehmen. Der ehemalige Präsident der Humboldt-Universität hatte aber den Angaben zufolge nach der umstrittenen Dresdner Rede von Lewitscharoff abgesagt.
"Dekalog heute" ist eine nach eigenen Angaben "im ökumenischen Geist konzipierte" Reihe, die 2013 eröffnet wurde und bis zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 die zehn Gebote thematisieren wird. Den Kern bilden insgesamt zehn Einzelausstellungen in der Berliner Guardini-Galerie. Romano Guardini (1885-1968) war ein einflussreicher katholischer Priester, Religionsphilosoph und Theologe.