Die sogenannten "Sofahopper" leben zumeist auf der Straße, finden nach Erkenntnissen der Straßenkinder-Hilfsorganisation Off Road Kids aber auch gelegentlich einen Schlafplatz bei Bekannten. Diese jungen Erwachsenen hätten keinen Kontakt mehr zu Eltern, Jugendamt, Jobcenter, Schule und Ausbildung. Häufig handle es sich um ehemalige Heimkinder. "Ihnen droht der völlige soziale Absturz", sagte Markus Seidel, Sprecher der Off Road Kids Stiftung.
Die Off Road Kids Stiftung, die sich mit ihren Streetworkern bundesweit um Straßenkinder kümmert, fordert deshalb eine Reform des Jugendhilfesystems. Zwar sehe das Kinder- und Jugendhilfegesetz eine Betreuung von Heimkindern viele Jahre über den 18. Geburtstag hinaus vor. In der Praxis finde aber aufgrund der klammen Finanzlage vieler Städte und Gemeinden eine Betreuung im jungen Erwachsenenalter nicht statt.
"Das ist brandgefährlich", sagte Seidel. "Aus kommunaler Finanznot werden Heimkinder reihenweise zu früh in eigene Wohnungen verfrachtet und scheitern dann komplett: Party, Vermüllung, Schulabbruch, Vereinsamung und Obdachlosigkeit sind die Folge", erklärte Seidel. Diesen Effekt habe das Deutsche Jugendinstitut in München bereits im Sommer 2015 in einer Studie nachgewiesen.
Dringend nötig sei daher ein bundesweiter Ausgleichs- und Fördertopf, der es den Jugendämtern ermögliche, die Betreuungsaufgaben in vollem Umfang umzusetzen. Seidel: "Eigene Kinder verpflanzt man ja auch nicht ab dem 18. Geburtstag in eine eigene Wohnung und überlässt sie sich selbst. Bei Heimkindern ist das aber die Regel."
Insgesamt gibt es nach offiziellen Angaben derzeit 335.000 Wohnungslose in Deutschland. Unter ihnen sind 29.000 Kinder und Jugendliche. Im Jahr 2010 gab es insgesamt 246.000 Wohnungslose.