Nicht nur für die eigenen Kinder beten

Mütter beim beten im Kinderzimmer
epd-bild/Judith Kubitscheck
Die "Moms in Prayer"-Gruppe in Renningen (Landkreis Böblingen) trifft sich wöchentlich zum Gebet.
30 Jahren "Moms in Prayer"
Nicht nur für die eigenen Kinder beten
Sie beten für ihre Kinder - aber auch für Kindergärten und Schulen: die "Moms in Prayer", ein weltweites Gebetsnetzwerk, das es seit drei Jahrzehnten auch in Deutschland gibt. Wöchentlich treffen sich Mütter in fast 700 Gruppen bundesweit zum Gebet.

Donnerstagmorgen, 9 Uhr. Katharina, Janka und Anja sitzen in Vanessas Wohnzimmer in Renningen (Landkreis Böblingen) mit ihren vier Kleinkindern. Es ist erstaunlich ruhig. Denn während die Kinder in der Spielküche werkeln, puzzeln oder Bilderbücher anschauen, beten ihre vier Mütter: Für die drei Geschwister, die sich zurzeit viel streiten, um Mut und Kontaktfreude für ein schüchternes Schulkind und dass der eineinhalb Jahre alte Ben nicht mehr um vier Uhr die Nacht zum Morgen macht, sondern einen guten Schlafrhythmus findet.

Doch nicht nur für ihren Familienalltag bitten die Mamis um Hilfe. "Jesus, wir bitten dich für die Lehrer, Erzieherinnen und Leitungen von Kindergärten und Schulen in unserer Stadt, dass du sie stärkst, und ihnen Kraft und Weisheit gibst für ihr Tun und auch für den Umgang mit schwierigen Kindern", betet Anja. Seit einem Jahr treffen sich die Renninger Mütter wöchentlich für eine Stunde zum Gebet. Sie gehören dem weltweiten Gebetsnetzwerk "Moms in Prayer" (MiP) an, auf deutsch: "Mütter im Gebet."

"Moms in Prayer", was damals noch "Moms in Touch" (Mütter in Kontakt) hieß, wurde 1984 in Amerika von Fern Nichols gegründet. Als deren Kinder in die weiterführende Schule kamen, machte sich die Mutter Sorgen, was alles auf ihre Kinder zukommen könnte. Sie hatte den Wunsch, für ihre Kinder und die Schule zu beten und gründete eine erste Gruppe. Heute gibt es nach eigenen Angaben Gruppen in 150 Ländern weltweit.

Nach Deutschland brachte die Schwedin Ingrid Giger die Idee und gründete in Schorndorf vor rund 30 Jahren eine erste Gruppe. Das Motto der Gruppen lautet: "Wenn Du nicht für Dein Kind betest - wer dann?" Laut Manuela Woldt, der Bundeskoordinatiorin von MiP Deutschland aus Tangermünde in Sachsen-Anhalt, gibt es aktuell in ganz Deutschland 690 Gebetsgruppen, davon alleine 360 in Baden-Württemberg. Die Gebetsgruppen sind überkonfessionell, also offen für Mütter mit unterschiedlichem christlichem Hintergrund. Alle Gruppen verbinde, dass sie für Kinder, Lehrkräfte und Schulen beten wollen und die Mütter offen für Gottes Wirken sind, erklärt sie.

Gemeinsames Beten ist ermutigend

Stefani Bader, Mutter von Kindern im Teenie- und Erwachsenenalter, ist Regionalkoordinatiorin von MiP für den Regierungsbezirk Stuttgart. Sie hat selbst schon viel von den Treffen profitiert: "Wenn meine Kinder morgens das Haus verlassen haben, überkamen mich oft Sorgen. Für mich war es sehr ermutigend, dass wir gemeinsam unsere Kinder Gott im Gebet anbefehlen konnten und für die aktuellen Probleme beten konnten. Das half enorm." Außerdem hätten ihre Kinder ihr zurückgemeldet, dass es ihnen guttut zu wissen, dass ihre Mutter für sie und ihre Nöte betet, sagt Bader.

Dass Gebet wichtig ist, erlebte Stefani Bader aus Gärtringen vor einigen Jahren mit ihrer Gruppe ganz praktisch: "Wir trafen uns bei einer Mutter, die in der Nähe einer Realschule wohnte. Wir hatten an diesem Morgen den Eindruck, dass wir besonders intensiv um Schutz für diese Schule beten sollten. Später erfuhren wir, dass jemand genau zu dieser Zeit der Schule am Telefon mit einem Amoklauf drohte. Auch wenn es zu keinem Amoklauf kam, machte uns das noch einmal klar, wie wichtig es ist, für unsere Schulen zu beten."

Jedes Treffen hat ein festes Schema: Es gibt ein Oberthema, wie "Jesus, das Licht" mit passenden Bibelversen. Ohne großen Austausch vorab wird in vier Schritten gebetet: Gott wird gelobt, dann gibt es eine Möglichkeit, um Vergebung zu bitten für Dinge, die im Umgang mit den Kindern nicht gut liefen. Im Anschluss wird Gott für alles Schöne gedankt, und zum Schluss können dann alle Sorgen im Gebet genannt werden. Weitere Regel: Das Treffen sollte nicht länger als eine Stunde gehen, außerdem ist eine strikte Vertraulichkeit gegeben: "Was in der Gruppe gebetet wird, bleibt in der Gruppe."

Auch die "Moms in Prayer" in Renningen halten sich an diese Regeln. Deshalb ist tatsächlich bereits kurz nach zehn Uhr das Treffen wieder vorbei. "Ein guter Start in den Tag mit Tiefgang", wie Gastgeberin Vanessa findet. Eine Mutter erzählt, dass ein Kindergarten im Ort informiert ist, dass es ihre Gruppe gibt und diese jede Woche für den Kindergarten betet. "Darüber haben sich alle Erzieherinnen gefreut - auch die, die selbst mit Gebet vielleicht nicht so viel anfangen können." 

Am 29. März feiert Moms in Prayer Deutschland in Bad Liebenzell sein 30-jähriges Bestehen.