Manzke: Reformationsjubiläum hat "ökumenischen Schub"

Manzke: Reformationsjubiläum hat "ökumenischen Schub"
Das 500. Reformationsjubiläum 2017 hat aus Sicht des evangelischen Ökumene-Bischofs Karl-Hinrich Manzke bereits jetzt einen "ökumenischen Schub" gebracht. Bei den Vorbereitungen und ersten Veranstaltungen seien sich Protestanten und Katholiken nähergekommen, sagte Manzke im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das sei anders als bei früheren Reformationsjubiläen, bei denen die antikatholischen Impulse des Reformators Martin Luther (1483-1546) stärker hervorgehoben worden seien.

Diesmal hätten die Protestanten die katholische Kirche zum Mitfeiern eingeladen. Dabei solle über alle Differenzen hinweg ein Geist der Versöhnung herrschen. Das sei ganz offensichtlich auf deutscher wie auf internationaler Ebene gut gelungen. Manzke, Bischof der schaumburg-lippischen Landeskirche mit Sitz in Bückeburg, ist Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). 

Weitere Annäherungen zwischen beiden Konfessionen verspricht sich Manzke in praktischen Fragen. "Wir haben einen gemeinsamen gesellschaftlichen Auftrag, das verpflichtet uns zum gemeinsamen Agieren." Dazu gehöre etwa die Seelsorge in Polizei und Bundeswehr oder in Krankenhäusern. Zu fragen sei, ob künftig bei stärkeren personellen Engpässen im Pfarrberuf immer und überall beide großen Kirchen eigene Beauftragte für solche Aufgaben benennen müssten oder ob nicht auch eine gemeinsame Beauftragung möglich sei.

Der Bischof äußerte auch die Hoffnung, dass in absehbarer Zeit evangelische Christen in Deutschland gemeinsam mit ihren katholischen Ehepartnern zur Eucharistie gehen können, dem katholischen Abendmahl. Dies ist bisher nicht möglich. Papst Franziskus habe aber nach der römischen Familiensynode deutliche Impulse in seine Kirche hinein gesetzt, die Eucharistie in seelsorgerlicher Verantwortung möglicherweise regional zu öffnen, sagte Manzke.


Er hält es für denkbar, dass die Lutheraner den Papst in einem geistlichen und allgemeinen Sinn als Repräsentanten der Christenheit anerkennen. "Darüber wird man im ökumenischen Gespräch reden können." Bereits im frühen Christentum habe der Bischof von Rom den Status eines "Ersten unter Gleichen" gehabt. Für Protestanten ausgeschlossen sei jedoch, dass der Papst von Rom aus direkt in alle kirchlichen Belange eingreife. "Da wird kein evangelischer Christ und keine evangelische Christin mitgehen können."

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober nächsten Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht.