Der Dortmunder Neonazi Michael Brück erhebe den Vorwurf der "gefährlichen Körperverletzung", sagte der Sprecher der Dortmunder Staatsanwaltschaft, Elmar Pleus, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bei der Besetzung des Kirchturms durch Neonazis hatte die Kirchengemeinde Mitte Dezember die Glocken läuten lassen, um die Parolen der Besetzer zu übertönen.
Die Anzeige der Neonazis richtet sich laut Staatsanwaltschaft insbesondere gegen Reinoldi-Pfarrerin Susanne Karmeier, die das Glockengeläut angeordnet hatte. In der Anzeige wird beklagt, dass die festgenommenen Neonazis das Glockenläuten hätten ertragen müssen, als sie an den Glocken vorbei vom Turm in die Kirche geführt wurden. Begleitende Polizeibeamte hätten die Möglichkeit gehabt, sich die Ohren zuzuhalten. Das sei den Besetzern verwehrt gewesen, weil sie Handschellen trugen.
Nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft wird nun das Ermittlungsverfahren beginnen, das sich über mehrere Monate hinziehen kann. Es werde aber sicherlich auch geprüft, ob es überhaupt Anhaltspunkte für den Vorwurf der Körperverletzung gebe, sagte Pleus.
Neonazis hatten am 16. Dezember den in der Adventszeit geöffneten Turm der Reinoldikirche in der Dortmunder Innenstadt vorübergehend besetzt. Nach Polizeiangaben verbarrikadierten sie sich, hängten ein Transparent an die Brüstung und zündeten Feuerwerkskörper. Zudem skandierten sie über ein Megafon Parolen. Die Gemeinde schaltete daraufhin die Kirchenglocken ein und übertönte damit die Neonazis. Die Polizei beendete die Besetzung und nahm acht Menschen fest. Die Pfarrerin erhielt von vielen Seiten große Unterstützung für ihren couragierten Einsatz.