BVG-Chefin Sigrid Nikutta hat laut "Bild"-Zeitung (Donnerstag) einen Alarmbrief an den Berliner Senat geschrieben. Ziel sei eine bessere Hilfe für die wohnungslosen Menschen. Die stark in der Obdachlosenhilfe engagierte Diakonie Berlin-Brandenburg lobte die Überlegungen, verwies aber auch auf praktische Schwierigkeiten. Schätzungen zufolge gibt es in Berlin rund 7.000 Obdachlose.
BVG-Chefin Nikutta sagte der "Bild"-Zeitung zur Lage der Obdachlosen: "In manchen Nächten ist die Situation nicht mehr menschenwürdig." In den drei durchgängig für Obdachlose geöffneten Stationen gebe es keine Toiletten, die Bahnhöfe seien für längere Aufenthalte eigentlich ungeeignet. Die BVG suche deshalb einen Partner, der bereit sei, die Menschen von Kältebahnhöfen nachts aufzunehmen. Die Verkehrsbetriebe seien bereit, einen Busservice zu einer entsprechenden Einrichtung anzubieten. Anfang Januar will Nikutta ein Krisengespräch mit der neuen Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) führen.
U-Bahnhöfe keine geeigneten Schlafplätze
Das Vorstandsmitglied der Diakonie Berlin-Brandenburg, Martin Matz, sprach von einem nachvollziehbaren Anliegen. Dass U-Bahnhöfe keine geeigneten Schlafplätze darstellten, sei klar. Dort seien die Obdachlosen vielen Gefahren ausgesetzt und die hygienischen Zustände vor Ort seien furchtbar. Allerdings kämen gerade die Menschen, die sich über Nacht in den U-Bahnhöfen aufhalten, aus verschiedenen Gründen nicht in die Einrichtungen der Kältehilfe.
Die Berliner Kältehilfe von Diakonie, Caritas und DRK bietet seit Anfang November bis Ende März bis zu 700 Schlafplätze für Obdachlose an. Matz betonte, Obdachlose hätten oft psychische Probleme und fühlten sich in den Notübernachtungen nicht wohl: "Es wird daher kaum gelingen, diese Menschen per Bus zu den Notübernachtungen zu fahren." Der Kältebus der Berliner Stadtmission versuche genau das jede Nacht. Fest stehe aber auch, dass es nicht genug Schlafplätze in der Berliner Kältehilfe für alle Obdachlosen gebe. Derzeit seien trotz der milden Außentemperaturen durchschnittlich nur 70 der 700 Plätze ungenutzt.
Ab der ersten kalten Novembernacht öffnen die Verkehrsbetriebe einige U-Bahnhöfe für Wohnungslose. Obdachlose halten sich aber in der kalten Jahreszeit auch in anderen U-Bahnhöfen auf. In einem davon, in der Schönleinstraße im Stadtteil Neukölln, hatten über Weihnachten sieben Jugendlichen aus Syrien und Libyen versucht, einen 37-jährigen Wohnungslosen anzuzünden. Die Feuerattacke hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Durch schnelle Hilfe von Passanten blieb der Obdachlose unverletzt. Die mutmaßlichen Täter sitzen in Untersuchungshaft.