"Sie brauchen jetzt aber auch Zugang zu den Flüchtlingslagern", sagte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Zu den Zusammenschlüssen gehören die Bündnisse "Deutschland hilft" und "Entwicklung hilft", die auch online um Spenden bitten. Wenn der Region wirksam geholfen werden solle, müsse es einen konzertierten Marshall-Plan geben: "Am Aufbau müssen sich neben dem Westen Nachbarländer wie Saudi-Arabien und weitere Golfstaaten wie das Emirat Katar beteiligen."
Allerdings sei mit dem Fall von Aleppo der Krieg in Syrien nicht beendet. "Assads Sieg in der zweitgrößten Stadt des Landes ist sicher ein Wendepunkt mit hohem symbolischen Wert. Aber die Rebellen werden ihren Widerstand nicht aufgeben, die Kämpfe werden sich verlagern, beispielsweise in die benachbarte Region Idlip", betonte Brahms, der leitender Theologe der Bremischen Kirche ist. Klar sei jetzt aber auch, dass es eine Lösung des Konfliktes ohne Baschar al-Assad "wenigstens für eine Übergangszeit" nicht geben werde.
Brahms warb dafür, offen mit Lösungsvorschlägen der selbst ernannten "Garantiemächte" Russland, Iran und Türkei umzugehen. "Die internationale Gemeinschaft muss sich für das entscheiden, was den Menschen in Syrien am ehesten hilft. Niemand darf aus diesem Prozess ausgeschlossen werden." Unverzichtbar seien Friedensgespräche, wie es sie schon in Genf gegeben habe: "Ich sehe keine Alternative dazu."
Auch wenn die Rebellen in Aleppo besiegt wurden, sei niemand in der Position des Siegers, sondern höchstens in der Position des Stärkeren. "Sieger gibt es in diesem Konflikt nicht", unterstrich Brahms.
In Syrien kämpfen das Regime von Baschar al-Assad, unterstützt von Russland und Iran, sowie Rebellen und Terrormilizen um die Macht. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in dem fast sechsjährigen Konflikt bisher etwa 400.000 Menschen getötet. Das UN-Nothilfebüro spricht von etwa elf Millionen Syrern, die flüchten mussten.