Zwar gibt es das Sprichwort "Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus", aber trotzdem gibt es einige Kardinäle, die sogenannten Papabili, die bessere Chancen haben dürften, als ihre Kollegen.
Pietro Parolin ist seit 2013 Kardinalstaatssekretär. Der Italiener gilt als erfahrener Diplomat mit Verbindungen in die ganze Welt und viel Verhandlungsgeschick, gerade in schwierigen und komplexen Situationen. So führte er vatikanische Delegationen an, um unter anderem mit der kommunistischen Staatsführung von Vietnam oder der israelischen Regierung zu verhandeln. Als ranghöchstem wahlberechtigten Kardinal kommt ihm außerdem die Aufgabe zu, das Konklave zu leiten. Dadurch dürfte er besonders im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.
Raymond Leo Burke wird häufig als Wortführer des traditionalistisch-konservativen Flügels innerhalb der katholischen Kirche betrachtet. Bevor der US-Amerikaner 2008 von Papst Benedikt XVI. zum Präfekten der Apostolischen Signatur, dem höchsten Kirchengericht des Vatikans, ernannt wurde, war er erst Bischof von La Crosse und im Anschluss Erzbischof von St. Louis. Papst Franziskus ernannte ihn 2014 zum Kardinalpatron des Souveränen Malteserordens. Nach einer Verfassungskrise des Ordens wurde er 2023 von diesem Amt abberufen. Ebenfalls 2023 wurde bekannt, dass ihm seine Dienstwohnung und sein Ruhestandsgehalt gestrichen wurden, da er durch seine Äußerungen die Einheit der Kirche gefährde.
Péter Erdő, der Erzbischof von Esztergom-Budapest, gilt als gemäßigt konservativer Theologe. Durch seine Erfahrungen im Kommunismus und seine Mitgliedschaft in verschiedenen Gremien der Kurie galt er bereits beim Konklave 2013 als aussichtsreicher Kandidat. 2025 wurde im Vatikan allerdings gegen ihn und fünf weitere Kardinäle Anzeige erstattet, weil er nicht entschieden genug gegen Fälle sexuellen Missbrauchs vorgegangen sein soll.
Pierbattista Pizzaballa ist der Lateinische Patriarch von Jerusalem. Der Franziskanermönch war bereits vorher als Kustos des Heiligen Landes lange im Nahen Osten tätig. Dadurch kennt er die Diaspora-Situation der katholischen Kirche, aber auch eine der großen kriegerischen Auseinandersetzungen unserer Zeit. International große Beachtung fand sein Angebot, sich im Austausch für, von der Terrororganisation Hamas am 07. Oktober 2023 entführte, Geiseln in Geiselhaft zu begeben. Da er der tridentinischen Messe nicht so ablehnend gegenübersteht wie andere Papabili könnte er ein aussichtsreicher Kompromisskandidat sein.
Luis Antonio Tagle war lange der Shooting-Star des Kardinalskollegiums. Von 2011 bis 2019 war er Erzbischof Manila, bevor ihn Papst Franziskus zum Präfekten des Dikasteriums für die Evangelisierung ernannte. Seit 2022 führte er dieses Dikasterium gemeinsam mit dem Papst. Als Präsident von Caritas Internationalis erwarb er sich einen internationalen Ruf als Kardinal, dem die Armen und Ausgegrenzten am Herzen liegen. Seine Entlassung 2022 löste aber Gerüchte um seinen Umgang mit Finanzen der Caritas aus. Seitdem ist er deutlich seltener öffentlich in Erscheinung getreten.
Peter Turkson ist einer der erfahrensten Kurienbeamten im aktuellen Konklave. Erst war er Präfekt des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, dann von 2017 bis 2022 Präfekt des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen und ist zurzeit Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften. Damit ist er für die meisten Kardinäle kein Unbekannter. Besonders eingesetzt hat er sich für den Umweltschutz und gegen die Ausbeutung in seinem Heimatland Ghana. Wegen seiner konservativen Haltung beim Thema Homosexualität ist er innerhalb der Weltkirche aber sehr umstritten.
Fridolin Ambongo Besungu ist die prominenteste Figur des afrikanischen Katholizismus. So führte er den Widerstand des afrikanischen Episkopats gegen die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare an, der am Ende dazu führte, dass die Bischofssynode die Segnung letztendlich nicht zuließ. Damit dürfte er sich unter den konservativen Kardinälen viel Respekt verschafft und auch seinen Einfluss gezeigt haben. Seine konservativen Positionen könnten seine Chancen auf das Papstamt aber verringern.
Wilton Daniel Gregory war bis 2025 Erzbischof von Washington. Vorher war er in verschiedenen bischöflichen Ämtern tätig, weshalb er innerhalb der katholischen Kirche der USA ein bekanntes Gesicht ist. Der liberale Theologe war von 2001 bis 2004 Vorsitzender der amerikanischen Bischofskonferenz und hat sich damit großen Einfluss innerhalb des amerikanischen Episkopats erarbeitet. Seine Erhebung in den Kardinalsstand 2020 sorgte für weltweite Aufmerksamkeit, da er der erste afroamerikanische Kardinal ist. Dadurch könnte er für alldiejenigen Kardinäle interessant sein, die sich einen Papst wünschen, der die Situation von Migranten und Minderheiten aus eigener Erfahrung kennt.