Weltkirchenrat fordert Ende der Gewalt gegen Christen in Nahost

Im Innenhof der Kirche Mart Schmuni in dem nordirakischen Ort Bartella steht am 24.10.2016 eine Statue ohne Kopf. Vor zwei Jahren fiel der IS in dem vor allem von Christen bewohnten Ort Bartella im Nordirak ein.
Foto: dpa/Jan Kuhlmann
Im Innenhof der Kirche Mart Schmuni in dem nordirakischen Ort Bartella steht eine Statue ohne Kopf. Vor zwei Jahren fiel der IS in dem vor allem von Christen bewohnten Ort Bartella im Nordirak ein.
Weltkirchenrat fordert Ende der Gewalt gegen Christen in Nahost
Als Reaktion auf den Anschlag gegen koptische Christen in Ägypten hat der Weltkirchenrat einen besseren staatlichen Schutz für religiöse Minderheiten im Nahen Osten verlangt.

Die Behörden in Ägypten und anderen Ländern müssten Sicherheit für alle Bürger vor grausamen Verbrechen wie in Kairo garantieren, forderte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, am Montag in Genf.

Die Gewalt gegen Christen und auch andere religiöse Minderheiten im Nahen Osten müsse gestoppt werden. Tveit betonte, dass die Kirchen außerhalb des Nahen Ostens ihren bedrohten Glaubensbrüdern zur Seite stehen müssten. Gleichzeitig prangerte der Weltkirchenrat die Vertreibung von Christen durch Extremisten im Irak und in Syrien an.

Minderheiten werden leicht zu Opfern

Hunderttausende Christen seien in den vergangenen Jahren aus Angst vor Gewalt und Terror aus den Krisenländern geflohen, heißt es in einer Studie des ÖRK und der Norwegischen Kirchenhilfe. In beiden Staaten seien viele Christen von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) getötet worden.

Bei einem der bislang schwersten Anschläge auf koptische Christen in Ägypten wurden mindestens 25 Menschen getötet. Wie das Staatsfernsehen unter Berufung auf das Gesundheitsministerium berichtete, wurden 49 weitere Menschen verletzt. Die Explosion ereignete sich am Sonntagmorgen im Kairoer Stadtteil Abbassija nahe der bekannten koptischen Markus-Kathedrale.

In dem ÖRK-Bericht über Minderheiten im Irak und in Syrien wird betont, dass nur noch 250.000 Christen im Irak leben. Vor der US-geführten Invasion im Jahr 2003 hätten etwa 700.000 Christen in dem Zweistromland eine Heimat gehabt. Angehörige anderer Religionen verbänden das Christentum sehr stark mit dem Westen. Diese Assoziation mache Christen zur Zielscheibe von Extremisten.



Die Autoren des Berichts betonen, dass ein Sieg der irakischen Armee und ihrer Verbündeten über den IS keine stabilen Verhältnisse garantieren würde. Vielmehr seien neue Machtkämpfe zwischen den großen religiösen Gruppen der Schiiten und Sunniten möglich. Minderheiten wie Christen und Jesiden könnten dann leicht zu Opfern werden.

In dem Report heißt es weiter, dass der religiös motivierte Hass in Syrien noch nicht so stark ausgeprägt sei wie im Irak. Rund 300.000 Christen seien vor der Gewalt in dem Bürgerkriegsland geflohen. Vor Beginn des Konflikts 2011 hätten unter den gut 23 Millionen Syrern rund 1,7 Millionen Christen gelebt. Heute seien es noch 1,4 Millionen.

Die militärisch bedrängte IS-Terrormiliz "Islamischer Staat" kontrolliert Gebiete im Irak und in Syrien. Neben den Christen verfolgt der "Islamische Staat" auch andere Minderheiten wie die Jesiden. Im Irak startete die Armee mit Hilfe einer US-geführten Anti-Terrorkoalition und kurdischer Milizen Mitte Oktober die Rückeroberung von Mossul, einer Hochburg der Islamisten.