Kretschmann: Reformation ist ein Fest für die ganze Gesellschaft
Baden-Württembergs katholischer Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht im 500. Reformationsjubiläum neben dem kirchlichen auch ein gesellschaftliches und politisches Ereignis.
Deshalb sei es richtig, dass im Jubiläumsjahr 2017 die gesamte Gesellschaft die Errungenschaften der Reformation feiere, sagte Kretschmann am Dienstagabend in Stuttgart beim Jahresempfang der Evangelischen Landeskirchen in Baden und in Württemberg.
Die Reformation habe die moderne Gesellschaft geprägt. Individualität und Gleichheit, Freiheit und Verantwortung, Bildung und Mündigkeit seien die Merkmale einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft. "Dass dies so geworden ist, haben wir auch der Reformation und ihrer Wirkungsgeschichte zu verdanken", sagte Kretschmann den Angaben zufolge.
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Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) rief bei dem Empfang vor mehreren hundert Repräsentanten des öffentlichen Lebens zur Verantwortung für die Gesellschaft auf. Weil derzeit "fundamentale Selbstverständlichkeiten unserer demokratischen Ordnung infrage gestellt und bekämpft werden", sei es notwendig, dass alle Bürger sich in einer gesellschaftlichen Gesamtverantwortung für gemeinsame Werte engagieren. Das sei eine Errungenschaft der Reformation.
Der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh sagte, die Kirchen wollten das Gedenkjahr nutzen, um den Geist der Freiheit zu stärken in den Landeskirchen selbst, in der Ökumene, mit politisch Verantwortlichen, mit anderen Religionen, Verbänden und Vereinen. Bildung öffne dabei den "Spielraum der Freiheit", in dem es Regeln gebe, aber auch Anstößiges und Widersprüchliches.
Der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July sagte, in der von dem Reformator Martin Luther proklamierten "Freiheit eines Christenmenschen" erlebe die Kirche auch heute neue Aufbrüche. Er lobte das Interesse der Politik am Thema Reformation. Der Austausch darüber fördere, dass gemeinsam Möglichkeiten freigesetzt werden, "damit alle Menschen die Chance haben, ihr Leben in Freiheit und Würde zu gestalten".