Mitteldeutsche Synode distanziert sich von Antisemitismus Luthers

Mitteldeutsche Synode distanziert sich von Antisemitismus Luthers
Mit einem Gottesdienst ist am Samstag die Herbsttagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in Erfurt zu Ende gegangen. Zum Abschluss der viertägigen Beratungen beschloss das Kirchenparlament den Haushalt für 2017, eine Verlautbarung zu Luthers Antisemitismus, die Neufassung von Kirchengesetzen sowie ein überarbeitetes Regelwerk für die Verpachtung von Kirchenland.

Nach intensiver und zum Teil emotionaler Diskussion wurde mit großer Mehrheit ein Papier beschlossen, mit dem sich das Kirchenparlament klar vom Antisemitismus des Reformators Martin Luther (1483-1546) distanziert. Die Verbreitung von Luthers Schriften über die Juden sei während des Nationalsozialismus Teil des Programms zur Vernichtung der europäischen Juden gewesen, heißt es darin. "Wir bekennen Schuld und Versagen in unseren Kirchen und im deutschen Protestantismus, wo theologisch motivierte Judenfeindschaft bis in die jüngste Zeit weitergetragen und tradiert wurde, als sei sie Teil des Evangeliums."

Zudem distanziert sich die mitteldeutsche Kirche von "allen Versuchen, Jüdinnen und Juden zu einer Konversion zu bewegen". In religiösen Dingen gebe es weder Wahrheitsprivilegien noch ein Definitionsmonopol. Am 9. November hatte bereits die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auf ihrer Tagung in Magdeburg der sogenannten Judenmission eine klare Absage erteilt.


Die Änderungen beim Pachtvergabeverfahren der EKM sehen unter anderem vor, dass künftige Pächter von Kirchenland auf gentechnisch verändertes Saat- und Pflanzgut verzichten müssen. Die Massentierhaltung soll wegen der Belastung für die Umwelt, die Bevölkerung und der Sorge um das Tierwohl eingeschränkt werden. Kirchengemeinden können künftig auch direkt Einfluss auf die Pächterauswahl nehmen, indem sie kirchengemeindliches Engagement würdigen.

Die nächste Tagung der 80-köpfigen Landessynode findet im Frühjahr 2017 vom 27. bis 30. April in Lutherstadt Wittenberg statt. Das Kirchenparlament besteht aus gewählten und berufenen Mitgliedern sowie Persönlichkeiten von Amts wegen. Der mitteldeutschen Kirche gehörten mit Stand Ende 2015 etwa 747.000 evangelische Christen an; rund 460.000 davon in Thüringen und 245.000 in Sachsen Anhalt. Dazu kommen Mitglieder aus Kirchgemeinden in den Randgebieten von Brandenburg und Sachsen.