Verengte Wahrnehmungen und Empfindungen hätten spätestens seit den Silvester-Übergriffen von Köln auch in Talkshows und öffentliche Debatten Einzug gehalten, beklagte die leitende Theologin der viertgrößten Landeskirche in Deutschland. "Weite Teile des gesellschaftlichen Klimas sind davon gezeichnet." In rechtspopulistischem Denken zeige sich eine teils abstruse Kombination irrationaler Ängste, in der "kurioserweise sogar Vegetarier und Fahrradfahrerinnen" als bedrohlich wahrgenommen werden könnten, fügte Kurschus mit Blick auf eine umstrittene Äußerungen des polnischen Außenministers Witold Waszczykowski hinzu.
Auch die Kirche sei von solchen Ängsten und Haltungen nicht frei, räumte die 53-jährige Theologin ein, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Es gehöre aber zur gesellschaftlichen Realität, dass geflüchtete und zugewanderte Menschen in Deutschland sesshaft und heimisch werden. "Diese Realität wird auch unsere Kirche auf Dauer verändern", sagte Kurschus.
Es handle sich um eine der großen Herausforderungen für die Kirche, die große Chancen berge, aber auch manches Umdenken verlange. Die Kirche werde in Zukunft anders sein "als so, wie wir es bisher für 'normal' hielten".