Luther im Gebüsch löst Polizeieinsatz in Münster aus

Die Präsentation von 30 überlebensgroßen, weißen Luther-Statuen auf dem Münsteraner Prinzipalmarkt bildeten am Samstag, 29. Oktober, den Auftakt der Kampagne "Einfach frei". Eine entwendete Figur sorgte indes bereits für einen Polizeieinsatz.
Foto: Oliver Werner/ Westfälische Nachrichten
Die Präsentation von 30 überlebensgroßen, weißen Luther-Statuen auf dem Münsteraner Prinzipalmarkt bildeten am Samstag, 29. Oktober, den Auftakt der Kampagne "Einfach frei". Eine entwendete Figur sorgte indes bereits für einen Polizeieinsatz.
Luther im Gebüsch löst Polizeieinsatz in Münster aus
In Münster wurde Martin Luther von einer Gruppe junger Menschen entführt. Die weiße Luther-Statue stammt aus einer Installation von Skulpturen auf dem Prinzipalmarkt der Innenstadt.
30.10.2016
epd/evangelisch.de
Lisa Menzel

Martin Luther als ungebetener Besucher im Vorgarten: Eine 2,50 Meter große Statue des Reformators, die unverhofft vor einem Haus im Münsteraner Aaseeviertel auftauchte, löste in der Nacht zu Sonntag einen Polizeieinsatz aus. Ein Anwohner habe die Figur um 2.45 Uhr im Gebüsch vor seinem Haus entdeckt, teilte die Polizei Münster am Sonntag mit. 

Die entführte Luther-Statue wurde in einem Münsteraner Vorgarten wiedergefunden.

Dabei handelte es sich den Angaben zufolge um eine der 30 weißen Luther-Statuen, die der evangelische Kirchenkreis Münster zur Feier des Reformationsjubiläums in der Innenstadt aufgestellt hat. Am Samstag, 29. Oktober setzte der Künstler Jürgen Scheible, Professor für Electronic Media an der Hochschule der Medien in Stuttgart, die überlebensgroßen Statuen mit einer Lichtperformance auf dem Prinzipalmarkt in Szene. Die Figuren sollen während des Reformationsjubiläums an 30 Orten im Kirchenkreis aufgestellt werden.

"Die Statuen sind nicht auf eine Botschaft oder auf eine Umgehensweise mit ihnen festgelegt", wird Pfarrer Dr. Jens Dechow in einer Pressemeldung auf der Homepage des Kirchenkreises zitiert. Die Menschen hätten vielmehr die Freiheit, an den Figuren tätig zu werden, sich mit ihnen auseinanderzusetzen – egal in welcher Form. „Wir signalisieren damit den Menschen: Ihr habt die Freiheit. Wir haben Vertrauen“, sagte Dechow. Mit den Geschehnissen am Samstagabend hatte der Initiator der Lichtperformance "Martin wird bunt" allerdings bestimmt nicht gerechnet.

Die Reformatorenskulptur habe sich nicht von allein auf Missionstour begeben, erklärte die Polizei. "Vielmehr handelte es sich wohl um groben Unfug einiger höchst irdischer Zeitgenossen." Pfarrer Dechow habe die 50 Kilogramm schwere Figur schließlich unversehrt zurück auf den Prinzipalmarkt gebracht.

Der Kirchenkreis Münster sucht jetzt nach Zeugen, um mehr zu den Hintergründen der Entführung zu erfahren. Nach ersten Hinweisen haben wohl mehrere junge Leute die beginnenden Aufräumarbeiten nach der Lichtperformance genutzt, um mit einer der Figuren im Schutz der Dunkelheit zu verschwinden. Strafrechtliche Konsequenzen für die Entführer seien nach Angaben der Polizei nicht zu erwarten. Verantwortliche des Kirchenkreises würden aber gerne - passend zu ihrem Motto "einfach frei" für das Reformationsjubiläum - über Aktionskunst und Freiheit ins Gespräch kommen.