Aus Anlass des bevorstehenden 500. Reformationsjubiläums hat der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, den Reformator Martin Luther gewürdigt. Bei einem Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Rom sagte Marx am Sonntag: "Der Glaube muss durch die innerliche Freiheitserfahrung hindurchgegangen sein, um gelebt zu werden, das war das Anliegen Martin Luthers."
Marx warnte zugleich vor überhöhten Erwartungen an die Reise des Papstes ins schwedische Lund. Dort will Franziskus am Montag zum Auftakt der Feiern zu 500 Jahren Reformation an einem ökumenischen Gottesdienst mit Vertretern des Lutherischen Weltbundes teilnehmen.
Papstreisen könnten keine umgehenden Veränderungen bringen, "so dass am andern Tag alles anders ist", sagte der Kardinal am Rande des Gottesdienstes. Vor gemeinsamen Abendmahlsfeiern müssten noch offene Fragen geklärt werden: Darüber seien sich Katholiken und Lutheraner im Klaren.
Die Erfahrung habe im Fall von Johannes Paul II. jedoch gezeigt, dass Papstreisen wichtige Prozesse anstoßen könnten, betonte Marx. So habe der polnische Pontifex eine Debatte über gegenseitige Lehrverurteilungen ins Rollen gebracht - daraus sei 1999 dann die Gemeinsame Erklärung von Katholiken und Lutheranern zur Rechtfertigungslehre entstanden.
Der Münchener Erzbischof äußerte sich zuversichtlich über das kommende Festjahr zum 500. Reformationsjubiläum. "Ich sehe 2017 als Chance, nicht als eine Bedrohung für uns als katholische Kirche", sagte er in seiner Predigt. Das Gedenken sei Anlass zur Freude darüber, "was uns geschenkt wurde". Er äußert die Hoffnung auf gemeinsame Anstöße von Katholiken und Protestanten zu einer sichtbaren Einheit.
Ein Papstbesuch im kommenden Jahr sei bislang nicht geplant, sagte Marx. Für den Abschluss des Gedenkjahrs schloss er eine Papstreise nach Deutschland jedoch nicht aus.