"Der Sturm wurde in seiner Dimension zunächst unterschätzt", meint Keßler. Die Hilfe gehe weit über die Regionen hinaus, die vom Auge des Wirbelsturms getroffen und in denen rund 90 Prozent der Häuser zerstört wurden. Auch in den Teilen Haitis, in denen die meisten Unterkünfte stehen geblieben sind, litten die Menschen unter dem Verlust ihrer Jahresernte und benötigten dringend Unterstützung. "Nach zwei Jahren von Dürre und Trockenheit wurde die erste Ernte erwartet und die wurde jetzt weggeblasen", sagt Keßler.
Soforthilfe ist nötig
"Die Seuchen-Gefahr ist immanent", erklärt Martin Keßler. Deshalb werden in Haiti neben Nahrungsmitteln und Haushaltsgütern auch Hygiene-Pakete verteilt. Sie enthalten zum Beispiel Zahnbürsten, Windeln und Chlortabletten, um Wasser in Kanistern trinkbar zu machen. Erst wenn eine Grundversorgung gesichert sei, könne mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Erfahrungsgemäß dauere der Wiederaufbau "mindestens drei bis vier Jahre", so Keßler, die Spätfolgen könnten aber noch viel länger andauern, denn nach der Erdbebenkatastrophe 2010 lebten zum Teil immer noch Menschen in Notunterkünften.
Im Januar 2010 hatte ein Erdbeben in Haiti 230.000 Menschen das Leben gekostet und einer Million Menschen ihrer Unterkunft beraubt. Mehrere Dörfer und Städte wurden vollständig zerstört. Die Diakonie Katastrophenhilfe leistete damals Soforthilfe in Form von Notunterkünften und medizinischer Versorgung. Im Rahmen des Wiederaufbaus entstanden nach eigenen Angaben drei Schulen und Gesundheitsstationen, 34.000 Wasserstellen und 2.200 erdbebensichere Häuser. Ob all diese Gebäude den Sturm Matthew überstanden haben, könne bisher nicht geklärt werden, da einige Regionen schwer zugänglich seien und die Soforthilfe in den besonders zerstörten Regionen Haitis momentan im Vordergrund stehe, erläuterte Martin Keßler.
Seit über 60 Jahren leistet die Diakonie Katastrophenhilfe aktive Hilfe weltweit. In Haiti kümmert sie sich gemeinsam mit dem internationalen Hilfswerk ACT Alliance (Action by Churches Together) und lokalen Partnerorganisationen um die kurz- und langfristige Versorgung der Menschen vor Ort. Die Diakonie Katastrophenhilfe sei nach Absprache mit den übrigen Hilfsorganisationen in der Nothilfe-Phase vor allem für die Non-Food-Pakete, später für Wiederaufbau der Häuser und Saatgut-Verteilung zuständig. "Wir rechnen damit, dass wir ein Notprogramm von zwei Millionen Euro stemmen können", so Keßler.
Die beiden evangelischen Landeskirchen von Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck unterstüzen die Diakonie Katastrophenhilfe mit 30.000 Euro Ersthilfe für Haiti.
Spendenkonto:
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Stichwort: Karibik Sturmhilfe
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