Bibi war 2010 wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tode verurteilt worden. Die Richter könnten nun das Urteil gegen die fünffache Mutter kassieren. Der Prozess gegen Bibi hatte international für großes Aufsehen gesorgt. Auch der damalige Papst Benedikt XVI. setzte sich für die Begnadigung der Katholikin ein.
Auslöser der Vorwürfe gegen Bibi war ein Dorfstreit um Wasser, bei dem Anwohner der Christin vorwarfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Bibi bestritt dies. Sie und ihre Familie waren die einzigen Christen in ihrem Dorf unweit der ostpakistanischen Stadt Lahore. In dem islamischen Land mit 200 Millionen Einwohnern machen Christen knapp zwei Prozent der Bevölkerung aus.
Trotz widersprüchlicher Zeugenaussagen sah ein Gericht in Lahore den Vorwurf gegen Bibi als erwiesen an und verhängte die Todesstrafe. Die Christin sitzt seit fast sieben Jahren in Haft. Berufungen gegen das Urteil scheiterten bislang ebenso wie Gnadenappelle der Verurteilten an Präsident Mamnoon Hussain. Die Entscheidung des Obersten Gerichts in Islamabad, einen Appell von Bibi gegen das Todesurteil zuzulasssen, wurde allgemein als Hoffnungszeichen gewertet.
Pakistans Blasphemie-Gesetz sieht bei Gotteslästerung unter anderem die Todesstrafe vor. Das islamische Land hat bislang jedoch niemanden wegen Blasphemie hingerichtet. Allerdings bedeutet bereits der Vorwurf der Gotteslästerung Lebensgefahr. Immer wieder kommt es in solchen Fällen zu Lynchjustiz und Rachemorden. Derzeit warten rund 20 Menschen wegen Blasphemie auf ihre Hinrichtung.
Menschenrechtler fordern schon lange eine Gesetzreform, weil der Blasphemie-Paragraph immer wieder für Racheakte und Behördenwillkür missbraucht wird. Doch alle Versuche, das Gesetz zu ändern, scheiterten stets am Widerstand religiöser Hardliner. Zwei prominente Politiker wurden 2011 ermordet, weil sie eine Lockerung forderten. Beide Männer hatten sich für Aasia Bibi eingesetzt.