Mit einem Festgottesdienst ist die restaurierte Schlosskirche in Wittenberg offiziell wiedereröffnet worden. Damit erstrahlt das weltbekannte Gotteshaus vor dem Start in das Festjahr zu 500 Jahren Reformation in neuem Glanz. An eine Tür der Kirche soll Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 kirchenkritischen Thesen angeschlagen haben. Zur Wiedereröffnung am Sonntag waren unter anderen Bundespräsident Joachim Gauck und die dänische Königin Margrethe II. in die Lutherstadt gekommen.
Die dreijährige Sanierung der 1503 eingeweihten Schlosskirche kostete rund 7,8 Millionen Euro. Daran beteiligt waren das Land Sachsen-Anhalt, der Bund und private Spender.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte zu Beginn des Erntedank-Gottesdienstes, nun könnten neben den Gemeindemitgliedern auch Besucher aus aller Welt diesen "kraftvollen Ort" ganz persönlich erleben. Wenn in wenigen Tagen das 500. Reformationsjubiläum eingeläutet werde, liege die Lutherstadt Wittenberg "im Herzen Europas", sagte der bayerische Landesbischof.
In seiner Predigt sagte der Vorsitzende des Präsidiums der Union Evangelischer Kirchen in der EKD, der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad: "Wie eine gesegnete Ernte nehmen wir die Wittenberger Schlosskirche nach ihrer Restaurierung von den Bauleuten wieder in Empfang."
Bundespräsident Gauck sagte bei einem anschließenden Festakt, die Kirche habe "eine lange und wechselvolle Geschichte von ihren Anfängen im Mittelalter bis zur von Kaiser Wilhelm II. eröffneten Neogotik und darüber hinaus". Die Thesentür der Schlosskirche erinnere "an das unscheinbare Ereignis einer akademischen Disputation, das Weltgeschichte ausgelöst hat".
An die Tür hatte Luther einer unbestätigten Überlieferung zufolge seine kirchenkritischen Thesen angeschlagen, um sie zur Diskussion zu stellen, was als zentraler Ausgangspunkt der weltweiten Reformationsbewegung gilt. Das Festjahr zu 500 Jahren Reformation wird in vier Wochen, am 31. Oktober dieses Jahres eröffnet. In der Schlosskirche, die seit 1997 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, befindet sich auch Luthers Grabstätte.
Die Königin von Dänemark hatte als Geschenk zur Wiedereröffnung der Kirche einen roten Altarbehang gefertigt, der im Gottesdienst erstmals öffentlich präsentiert wurde. Zwischen der dänischen Königsfamilie und Wittenberg gibt es seit der Reformation gute Beziehungen. Dänemark führte die Reformation 1536 ein. Königin Margrethe ist Oberhaupt der evangelisch-lutherischen Volkskirche in Dänemark.
Die Monarchin sagte, die Bitte, das Antependium für die Schlosskirche zu fertigen, sei eine "sehr große und freudige Überraschung" gewesen, der sie erst nach einem Zögern nachgekommen sei. "Diese Aufgabe war eine große Herausforderung, der ich mich mit großem Respekt gewidmet habe", betonte sie.
Jubiläum soll zukunftsorientiert und ökumenisch gefeiert werden
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte: "Für Sachsen-Anhalt ist das Reformationsjubiläum eine großartige Möglichkeit, sich international als Land der Reformation zu präsentieren und zu profilieren." Das Jubiläum solle "zukunftsorientiert, aufgeschlossen und ökumenisch gefeiert werden".
Der Reformator Martin Luther (1483-1546) soll am 31. Oktober 1517 seine kirchenkritischen 95 Thesen an der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. Dies gilt als ein zentraler Ausgangspunkt der weltweiten Reformationsbewegung. In der Schlosskirche, die seit 1997 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, befindet sich auch seine Grabstätte. Die Bauarbeiten an dem Gotteshaus wurden bereits am 9. Mai beendet. Seitdem kann die Kirche wieder besichtigt werden. Vor Beginn der dreijährigen Bauarbeiten besuchten jährlich rund 200.000 Touristen diese Gedenkstätte der Reformation.