Dies sei "ein Alarmzeichen für das friedliche Miteinander unserer Gesellschaften", sagte der Theologe am Montagabend in Göttingen bei einer Veranstaltung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU: "Die christlichen Kirchen müssen sich der Dynamik eines wiedererstarkenden Nationalismus von Beginn an entgegenstellen."
Volksgrenzen seien durch Christus relativiert, sagte der evangelische Landesbischof laut Redemanuskript unter Berufung auf den Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945). Deshalb dürften Christen nicht gegeneinander Krieg führen, sondern müssten sich in ihren jeweiligen Ländern für Frieden und Versöhnung einsetzen.
Der Bischof kritisierte zugleich "Auszehrungserscheinungen" in den Demokratien des Westens. Die Beziehungen zwischen den politischen Eliten und den Bürgern seien nachhaltig gestört, und die klassischen Volksparteien hätten an Bindungskraft verloren, sagte er mit Blick auf die Wahlen in Berlin am vergangenen Sonntag. "Dem Parlament begegnet man mit teilweiser Verachtung."
Christen müssten solchen Tendenzen entgegentreten und die Demokratie stärken, forderte Meister. Die moderne freiheitliche Demokratie und der christliche Glaube teilten zentrale Werte wie die Menschenwürde. Die Demokratie als Staatsform trage jedoch keine Garantie in sich, dass sie gelinge. Sie sei vielmehr auf Bürger angewiesen, die sie aktiv gestalteten: "Niemand schützt die Demokratie vor den Bürgern, die - sei es aus Unreife, Angst, Unwissenheit, Egoismus oder Zorn - das politische System durch Ungeduld, Willkür oder Maßlosigkeit lahmzulegen drohen."