Thüringens Kulturminister Benjamin Immanuel Hoff (Linke) hat eine Diskriminierung der Christen in der DDR eingeräumt. Die Ungleichbehandlung wirke bis heute nach, sagt der Chef der Thüringer Staatskanzlei am Samstag beim Tag der Thüringischen Landesgeschichte in Jena. Die beim Amtsantritt von Rot-Rot-Grün versprochene Aufarbeitung der Geschichte würdige dieses Thema noch nicht ausreichend: "Die Kritik von Christen am Bericht der Landesregierung zum Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur ist berechtigt", sagte Hoff.
Die Nichtbeachtung der Christen-Diskriminierung in dem Landesbericht sowie missverständliche Äußerungen der für die Aufarbeitung zuständigen Staatssekretärin Babette Winter (SPD) hatten zuletzt zu Verstimmung zwischen Regierung und Kirchen in Thüringen geführt. Bei einem ökumenischen Gesprächsforum vor einem Monat hatte sich die Kritik vor allem an der Feststellung entzündet, Christen stellten keine herausgehobene Opfergruppe dar.
Vor allem die Ungleichbehandlung in der Bildungspolitik sei die wohl nachhaltigste Auswirkung der SED-Diktatur, betonte Hoff. Allein in Thüringen gebe es 753 Anträge auf Anerkennung als verfolgter Schüler, von denen angenommen werden könne, dass ein Großteil aus religiösen Gründen verfolgt wurde. "Wir wissen freilich, dass auch dies nur die Spitze des Eisberges ist", sagte Hoff.
Hoff sieht bei dem Thema auch Defizite in seiner Partei. "Auch wir als 'Die Linke' haben zur Diskriminierung von Christen unter der SED-Diktatur noch nicht laut genug gesprochen. Es ist Zeit, dies zu tun." Er sei froh, dass seine römisch-katholisch getauften Kinder heute im weltanschaulich besten Sinne des Wortes nach ihrer Fasson das Leben eigenständig gestalten könnten. Dies hätten Christen unter der SED-Diktatur nicht gekonnt, sagte der Minister.