Im Gedenkgottesdienst anlässlich des 40. Jahrestages der Selbstverbrennung von Brüsewitz sprach sie mit Blick auf seinen Tod von einer Zäsur. Sein selbst gewählter Tod habe Protest geweckt, insbesondere gegen die hetzerische Berichterstattung. "Auch in der Kirche begannen ein neues Nachdenken und eine, auch sehr kontroverse Diskussion über die Kirche im Sozialismus."
Viele Menschen in Kirche und Gesellschaft seien danach mutiger geworden, und die Kirche habe sich mehr geöffnet für die erstarkende Oppositionsbewegung, sagte Junkermann. Sie würdigte Brüsewitz als mutigen Boten der Liebe Gottes. "Er war ganz ergriffen von dieser Liebe Gottes, die als große Kraft in ihm wirkte und ihn zu den Menschen trieb."
Junkermann sagte: "In der vor Angst und ideologischem Starrsinn weithin gelähmten Gesellschaft wurden seine Aktionen weitererzählt, wie mutig er war und unangepasst und unkonventionell." Auch sein Gehen, als Fanal, sei "noch ein Zeichen des Widerstands geworden gegen den Staat".
Der evangelische Pfarrer Oskar Brüsewitz hatte sich am 18. August 1976 aus Protest gegen die atheistische Erziehung junger Menschen in der DDR vor der Michaeliskirche in Zeitz mit Benzin übergossen und angezündet. Vier Tage später starb der damals 47-jährige Familienvater in einer Klinik in Halle an den Folgen seiner Verletzungen. Die Selbstverbrennung gilt als eine der aufsehenerregendsten Protestaktionen gegen die Zustände in der damaligen DDR.